Neuss: Die Innenstadt bevorzugen

Verwaltung legt „Integriertes Gesamtkonzept Innenstadt“ vor und zeigt darin Schwachstellen auf.

Neuss. Reichlich Diskussionsstoff enthält ein Papier, das die Stadtverwaltung zur Sitzung des Planungsausschusses am Dienstag vorlegt. Das "integrierte Gesamtkonzept für die Neusser Innenstadt" ist Bestandsaufnahme samt Ausblick. Notwendig wurde die Vorlage auf Druck aus Düsseldorf: Mittel aus dem Topf der Städtebauförderung für Maßnahmen am östlichen Innenstadtrand fließen erst nach Vorlage eines solchen Konzepts, das der Rat beschließen muss - und zwar bis zum 30. Juni.

Zwischen Hauptbahnhof und Stadthalle, Nordkanal und Hafenbecken1 leben 11500 Menschen, der Altersschnitt ist höher als im Rest der Stadt, dennoch ist das Angebot für Kinder laut Papier "ausgezeichnet". Viel ist derzeit in Bewegung. Auf dem Areal der Münsterschule wird bald über die künftige Bebauung mit etwa 35 Wohnungen entschieden, der Hafenkopf am Hafenbecken1 wird neu gestaltet, auch wenn es noch Klärungsbedarf mit der Bezirksregierung gibt. Im oberen Teil der Cretschmarhalle baut das Gymnasium Marienberg sein Forum.

Das Konzept listet allerdings auch Schwachstellen auf. So ist unklar, wie sich die Eröffnung des dann komplett umgebauten Rheinpark-Centers im Frühjahr 2011 auf die Innenstadt auswirken wird - eine Schwächung, der zu begegnen sein werde, bedeute das auf jeden Fall. Zur "nachhaltigen Sicherung der Innenstadt" müsse Ziel sein, diese Innenstadt vorrangig zu fördern. Vorrangig auch gegenüber den Nebenzentren Rheinpark-Center, Moselstraße oder Römerstraße, die eine "ebenso hohe Strahlkraft wie das Hauptzentrum" entwickelten: "Die wesentlichen Handelsentwicklungen werden auf das Hauptzentrum konzentriert", wird ausgeführt. "Auffällige Strukturschwächen" macht das Papier besonders bei der Zolltorpassage, Meererhof und Münze, aber auch an der Krefelder Straße in Richtung Bahnhof aus.

Auch der Einzelhandel müsse seine "Hausaufgaben" machen, heißt es weiter, und aufgelistet werden Kriterien wie Sauberkeit und ein abgestimmter Branchenmix, einheitliche Öffnungszeiten oder ein attraktives Umfeld. Lobend wird auf den Verein ZIN (Zukunftsinitiative Neusser Innenstadt) verwiesen, in dem sich Einzelhändler, Dienstleister und Immobilienbesitzer organisieren.

Angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs setzt die Verwaltung auf die Stärkung des urbanen Charakters und spricht mehrfach die Historie an, die aufgewertet werden müsse.

Ein Thema mit vielen Fragezeichen ist der Verkehr. Rheintor- und Batteriestraße seien "zeitweise an der Leistungsfähigkeitsgrenze", Fuß- und Radwege am östlichen Innenstadtrand nicht ausreichend dimensioniert. Eine Osttangente zur Entlastung sei wegen der Kosten "auf absehbare Zeit" unwahrscheinlich; eine "konsequente Verkehrsberuhigung" ein möglicher Kompromiss. Vage bleibt das Konzept auch beim Thema Wendersplatz: Der müsse umgestaltet werden - wie, bleibt offen.

Mit dem Papier muss sich nun die Politik befassen. Auch mit dem kühnen letzten Satz: "Dieses Integrierte Gesamtkonzept deckt bereits die Inhalte eines Masterplans für die Neusser Innenstadt ab." Den hatten FDP und CDU vehement gefordert.

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