CDU-Bürgermeisterkandidat Jan-Philipp Büchler in Neuss Ein Grüngürtel für grüne Mobilität

Neuss. · Jan-Philipp Büchler (CDU) und Stadtklima-Experte Peter Küsters wollen mit einem Grüngürtel Umwelt- und Verkehrsprobleme lösen.

 Eine naturnah begrünte Trasse quer durch den Neusser Süden soll als Verbindung für ÖPNV, E-Fahrzeuge des Individualverkehrs, Radfahrer und Fußgänger ­fungieren.

Eine naturnah begrünte Trasse quer durch den Neusser Süden soll als Verbindung für ÖPNV, E-Fahrzeuge des Individualverkehrs, Radfahrer und Fußgänger ­fungieren.

Foto: Büchler/Küsters

Von Neuss-Süd bis Holzheim in wenigen Minuten, quer durch den grünen Neusser Süden auf einer vierspurigen Autobahn – was heute mit Blick auf Umwelt-, Lärm- und Klimaschutz für die Menschen in den betroffenen Stadtteilen ein Horror wäre, war von Beginn der 1970er Jahre an fast drei Jahrzehnte eine ernstzunehmende Option. Die Pläne für die Querverbindung der A 46 sind längst Geschichte, der Platz für die Trasse aber ist noch da und könnte jetzt eine entscheidende Rolle bei der Lösung der Klima- und Mobilitäts-Probleme in Neuss spielen. CDU-Bürgermeisterkandidat Jan-Philipp Büchler und Peter Küsters, Experte für Garten- und Landschaftsbau sowie Stadtklima und öffentliches Grün, haben einen Plan für einen „Grüngürtel Neuss“ entwickelt.

 Peter Küsters (links) und Jan-Philipp Büchler haben die Idee für den neuen „Grüngürtel Neuss“ ausgearbeitet.

Peter Küsters (links) und Jan-Philipp Büchler haben die Idee für den neuen „Grüngürtel Neuss“ ausgearbeitet.

Foto: Frank Kirschstein

Aufbauend auf dem 2013/14 im Auftrag der Stadt erarbeiteten „Grünentwicklungsplan Neuss – Perspektive 2025+“ schlagen Büchler und Küsters vor, die nie bebaute Autobahntrasse nicht nur als Rad- und Wanderwege zu nutzen. „Ein grüner Gürtel für Radschnellwege, Car Sharing, E-Mobilität, Park & Ride und ÖPNV, um unsere Stadt besser zu vernetzen und klimafreundlicher zu machen“, fasst der CDU-Bürgermeisterkandidat zusammen. Er kritisiert, dass die vorhandenen Pläne, die er mit Küsters überarbeitet hat, „seit 2014 in der Schublade der Verwaltung stecken“.

Mit dem Grüngürtel lasse sich eine Reihe drängender Probleme lösen: Staus auf Autobahnen, Bundes- und Landstraßen bis in die Stadtteile hinein, mit allen negativen Begleiterscheinungen, schlecht vernetzte Radwege in teils mangelhaftem Zustand, eine unattraktive ÖPNV-Struktur mit sternförmigem Netz, das immer wieder zu Umwegen durch die City zwinge, und schließlich der Klimawandel, einerseits mit Hitze und Trockenheit, andererseits mit vermehrtem Starkregen und Überflutungen. „Die Hitzebelastung steigt nicht nur in der Innenstadt, sondern auch im Neusser Süden“, sagt Küsters.

 Bäume und Sträucher sorgen für Schattierung und Windschutz.

Bäume und Sträucher sorgen für Schattierung und Windschutz.

Foto: Büchler/Küsters

Der Grüngürtel biete die Chance, mit Bäumen und anderem Grün in möglichst naturnaher und damit wenig pflegeintensiver Gestaltung Orte zu schaffen, die mit dem Schatten und der klimaregulierenden Wirkung der Pflanzen für Abkühlung und bessere Luftqualität sorgen. Gleichzeitig sollen die Ortsränder aufgewertet, Biotope vernetzt und die dörflichen Siedlungsstrukturen erhalten werden.

Gelingt das, habe der Grüngürtel, so Büchler, das Potenzial ein Aushängeschild für Neuss als innovative und zukunftsorientierte Stadt zu sein. „Der Grüngürtel könnte eine sichtbare Landmarke auch mit Blick auf den Tourismus sein, vom Römerturm bis zur Raketenstation“, sagt ­Büchler.

Dafür seien Rad- und Wanderwege aber eben zu wenig. Der CDU-Bürgermeisterkandidat fordert „mutige“ Konzepte. Dazu zählten Trassen für Busse und Pkw mit Elektromotoren oder anderen alternativen Antriebsarten, Park- und Lademöglichkeiten unter Solardächern sowie ÖPNV-Querverbindungen zwischen den Stadtteilen im Süden ebenso wie Zubringer zu den S-Bahnhöfen Allerheiligen und Holzheim. Die Radfahrer sollen schnell und sicher entlang des Grüngürtels unterwegs sein und an den zentralen Knotenpunkten Abstell- und Lademöglichkeiten nutzen können. Abzweigende Trassen Richtung City ergänzen das Konzept, ebenso wie optimierte Schnellbuslinien von Holzheim über Allerheiligen bis zur Uni Düsseldorf.

Wie genau der Grüngürtel verlaufen soll, wollen Büchler und Küsters mit den Menschen in den angrenzenden Stadtteilen entwickeln. Mehrere Alternativen seien denkbar, von einem Ausbau weitgehend vorhandener Straßen bis zu Lösungen mit neuen grünen Trassen entlang der Ortsränder. „Als Bürgermeister würde ich dieses Projekt mit hoher Priorität vorantreiben“, sagt Büchler.

Er sieht die Idee auch als Gegenentwurf zu Umweltspuren, wie sie in Düsseldorf eingeführt wurden: „Wir wollen keine Restriktionen gegen Pkw mit Verbrennungsmotoren, auf die zum Beispiel viele ältere Menschen noch angewiesen sind und die damit weiter die City erreichen sollen.“ Wer jedoch Formen neuer Mobiltät nutze, müsse daraus auch spürbar Nutzen ziehen, etwa durch Zeit- und Komfortgewinn auf einer exklusiven Trasse. Das Risiko, als Visionär belächelt zu werden, geht Büchler ein: „Wir brauchen mehr Mut, auch ungewöhnliche Konzepte zu entwickeln und entschlossen anzugehen.“ Gilt das auch für den Flugtaxi-Standort, den er bei Allerheiligen in seiner Karte eingezeichnet hat? „Das kann man belächeln und es steht bei der Idee des Grüngürtels auch nicht im Vordergrund. Aber: E-Flugtaxis sind keine Vision mehr, sondern werden bereits für den Einsatz im Alltag entwickelt.“ Wenn Neuss mit dem Grüngürtel auch über die Region hinaus ein Zeichen für Innovation setzen wolle, sei es kein Fehler, sich auch mit dieser Idee zu beschäftigen.

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