Umbau-Maßnahme in Neuss Bürger fühlen sich nicht ernst genommen

Gnadental. · Für den Umbau der Haltestelle „Dunantstraße“ hatten die Anwohner eine eigene Idee.

 Elke Alexander und Lars Boes (v.l.) favorisieren eine andere Lösung für die Bushaltestelle.

Elke Alexander und Lars Boes (v.l.) favorisieren eine andere Lösung für die Bushaltestelle.

Foto: Andreas Buchbauer

Erschreckend. Mit diesem einen Wort fassen Anwohner der Kölner Straße, deren Häuser sich direkt an der Bushaltestelle „Dunantstraße“ in Fahrtrichtung stadtauswärts befinden, die politische Diskussion um den geplanten barrierefreien Umbau zusammen. Wobei: Eigentlich sprechen die Anwohner eher von „Nicht-Diskussion“. Dabei begrüßen sie den barrierefreien Umbau sogar. „Allerdings sind wir überzeugt, dass es eine bessere Variante geben würde. Zum Beispiel mit einem Buskap“, sagt Anwohner Lars Boes. Er habe den Eindruck, dass die Mitglieder des Bauausschusses, die kürzlich darüber abstimmten, dafür ebenso kein offenes Ohr gehabt hätten wie die Verwaltung. „Man hatte das Gefühl, für einen Plan B sei kein Platz.“ Nicht ernst genommen fühlen sich die Anwohner daher. „Wir sind enttäuscht“, sagt Elke Alexander.

Vom geplanten Haltestellen-Umbau haben die Anwohner ohnehin nur per Zufall erfahren. „Im Herbst klingelten städtische Mitarbeiter wegen Vermessungsarbeiten bei uns“, erklärt eine Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Bei der Vermessung sei festgestellt worden, dass ein Teil der Vorgärten vor Jahrzehnten vom damaligen Bauträger offenbar zu großzügig bemessen worden sei. Rund 2,80 Meter Vorgarten befinden sich auf städtischem Grund. Die Anwohner der Häuser in unmittelbarer Nähe der Haltestelle müssen diesen Bereich daher zurück bauen, Zäune und Bepflanzung zum Beispiel müssen weg. „Aber das ist nicht das Problem, schließlich hat das seine Richtigkeit“, erklärt einer der Betroffenen.

Anwohner wünschen, dass
der Bus auf der Fahrbahn hält

Eine Mutter ergänzt: „Für uns wäre ein Buskap – also, dass der Bus auf der Fahrbahn zum Ein- und Aussteigen der Fahrgäste hält – die bevorzugte Variante, weil das zu einer Verkehrsberuhigung beitragen würde. Hier gibt es eine Schule in der Nähe, Kinder leben hier, aber es fahren viele Autofahrer zu schnell.“ Man hätte sich mehr Gesprächsbereitschaft seitens Politik und Verwaltung gewünscht. „Wenn man sich dann immer noch für Plan A entschieden hätte, wäre das für uns okay gewesen“, sagt Boes. Aber so hätten die Anwohner das Gefühl, ihr Anliegen sei überhaupt nicht wahrgenommen worden.

Der Bauausschuss hatte entschieden, dass die Busbucht beibehalten werden soll. Der Zugang zum Bus soll barrierefrei gestaltet werden, zudem soll ein Wartehäuschen aufgestellt werden. Das fehlt bislang. Geh- und Radweg sollen verschwenkt werden, alles in allem ist dafür mehr Platz erforderlich. Deshalb geht’s an die Vorgärten der Anwohner. Eine Lösung, bei der auf die Busbucht verzichtet und der Bus in Zukunft auf der Straße halten würde, hatte der Ausschuss zwar ebenfalls als mögliche Variante vorliegen. Aber das wurde verworfen, unter anderem wegen der erwarteten Auswirkungen auf den fließenden Verkehr auf der Kölner Straße.

Im Ausschuss wurde daher vor allem das Dilemma mit den Vorgärten diskutiert, nachdem Ulla von Nollendorf (CDU) dies angemerkt hatte. „Es handelt sich um die Häuser Kölner Straße 212 bis 242“, sagte die Stadtverordnete. Der Erste Beigeordnete Frank Gensler betonte, dass es sich um städtischen Grund handele und die Anwohner somit für den Rückbau der Vorgärten verantwortlich seien. Überrumpelt werden sollen sie nicht. „Wir werden dieses Jahr auf die Anwohner zugehen“, erklärt Gensler. Der Umbau der Haltestelle soll ohnehin frühestens 2021 erfolgen, auch weil noch Fördermittel beantragt werden müssen.

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