Neuss: Busfahren ohne Hindernisse

30 Prozent der Bushaltestellen in Neuss sind barrierefrei. Geplant ist, dass jede Haltestelle behindertengerecht wird.

Neuss. 30 Prozent der rund 200 Bushaltestellen in Neuss sind inzwischen behindertengerecht ausgebaut. Die Hälfte aller Neusser Haltestellen sind mit Wartehallen ausgerüstet, die die Fahrgäste nicht nur vor Regen schützen sollen, sondern gehbehinderten und alten Menschen auch das Warten erleichtert. Der Plan: Alle Haltestellen sollen zukünftig barrierefrei sein. Einen festen Zeitrahmen gebe es aber nicht, so Thomas Weiler vom Bauamt.

Nach Angaben der Stadt seien zehn Prozent der Verkehrsteilnehmer wegen einer Behinderung auf barrierefreies Einsteigen angewiesen. Weitere 40 Prozent, etwa junge Mütter mit Kinderwagen, profitieren ebenfalls von einem komfortablen und schnellen Ein- und Ausstieg.

Ein sogenannter Hochbordstein, bei dem die Fahrgäste stufenlos in den Bus gelangen können, wurde gestern am Beispiel der Bushaltestelle Alemannenstraße demonstriert: Der Bus fährt an, hält dicht am Bordstein. Eine Bushälfte senkt sich und die Tür wird geöffnet. Buseinstieg und Bordstein sind beinahe gleichhoch. Rollstuhlfahrerin Ingrid Nockenberg bemüht sich, ohne fremde Hilfe in den Bus zu gelangen.

Was in der Theorie funktioniert, bedarf in der Praxis noch ein wenig Hilfe der umstehenden Passanten. Mit eigener Kraft kann sich Ingrid Nockenberg nicht in den Bus ziehen, der Bus ist immer noch ein paar Zentimeter zu hoch. Erst durch eine eigens vom Fahrer angebrachte Rampe ist ein komfortabler Einstieg möglich.

Dennoch: Am Gegenbeispiel der Haltestelle Weidenstraße, eine Bushaltebucht ohne Hochbordstein, würde selbst ein kräftiger Passant Probleme bekommen, den Rollstuhl in den Bus zu hieven.

Das besondere an einem Hochbordstein: Er ist beinahe so hoch wie der Bus ohne Federung (18 Zentimeter). Und: er ist abgeschrägt, sodass die Reifen des Busses beim nahen Heranfahren nicht beschädigt werden.

Zudem sind die Halteflächen aller neuen Haltestellen mit Betonplatten versehen. Denn der Asphalt leidet unter der Hitze und dem Gewicht, wenn der Bus hält. Er wird porös.

Obwohl sie eine Zeit lang umstritten waren, sind 16Prozent der Neusser Haltestellen inzwischen Buskaps - Ausbuchtungen, die eine Busfahrt durch eine schnelle An- und Abfahrt beschleunigen, zügiges Ein- und Aussteigen ermöglichen und im Gegensatz zu einer Busbucht, in die der Bus erst hineinfahren muss, wenig Fläche verbrauchen.

An Straßen mit viel Verkehr würden dagegen Buchten besser funktionieren, da sie den Verkehr weniger aufhalten. Ein Hochbordstein sei bei einer Bucht nicht optimal, da der Bus über den Bordstein hinweg fahren muss, so Weiler.

Welche Haltestellenform sich eignet werde von Ort zu Ort neu entschieden.

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