Neuss: Ausstellung zur Rolle des Münsters in der Stadt

Im Stadtarchiv zeigt eine Ausstellung die Rolle von St. Qurin in der Geschichte der Stadt. Der Kostenstreit zwischen den beiden wurde nie gelöst.

Neuss. Viele Veranstaltungen hat es im Jubiläumsjahr des Quirinus-Baus gegeben, nun schließt eine feine Ausstellung im Stadtarchiv den Reigen ab. Archivdirektor Jens Metzdorf hat sich angesichts der Fülle möglicher Themen entschlossen, das Verhältnis von Kirche (Stift, Gemeinde) und Stadt darzustellen.

Das gelingt der Schau mit vielen, teils noch nicht gezeigten Archivalien aus eigenem Bestand in drei thematischen Komplexen. "Schutz und Trutz": Die mächtige Kirche mit dem Turm, der alle anderen Kirchbauten weit überragte, erfüllte stets "kommunale" Funktion. Ein von der Stadt bezahlter Wächter überblickte vom Turm aus Neuss und Umland, hielt nach Feinden und Feuer Ausschau und konnte doch so manches Unglück nicht verhindern. Die Ausstellung zeigt den Text des Eides, den der Wächter vor dem Rat zu leisten hatte - und er belegt einen Streit zwischen Stadt und Stift um die Bezahlung von Schäden am Turm. Eine Fülle solcher Rechtsstreitigkeiten sind durch Quellen im Archiv belegt, so Jens Metzdorf. Nach dem Brand von 1586 ging die Auseinandersetzung um die Kosten bis vors Reichskammergericht, da waren schon 30 Jahre vergangen, und war auch 1741 nicht entschieden. Da machte der folgenreiche Blitzeinschlag, der Quirinus die Kuppel bescherte, zumindest diesem Streit ein Ende.

"Glanz und Gloria" ist der zweite Bereich überschrieben. Aufkommendes Denkmalbewusstsein, umfangreiche Restaurierungen, Feier von Jubiläen sind dargestellt. Gab es 1850 noch ein rein kirchliche Fest zum Jubiläum der Reliquien-Überbringung, wurde schon wenig später gemeinsam gefeiert. "Die Stadt sonnte sich im Glanz der Kirche, hat aber auch einiges dafür getan", so der Archivdirektor.

Das belegt auch dritte Teil der Ausstellung, "Heimat und Gemeinschaft". Eine enge emotionale Verbindung von Familien, kirchlichen Einrichtungen, aber auch nichtkirchlichen Vereinen und Verbänden zum Münster wird belegt. Eine solche Identifikation mit St.Quirin, gleich ob zur Figur des Heiligen oder zur Kirche, sei wohl einmalig in Mitteleuropa, sagt Jens Metzdorf.

Die Ausstellung mit zahlreichen Darstellungen, Plänen, Fotos und Textquellen ist im Stadtarchiv zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. Führungen sind nach Absprache möglich

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