Neuss: Antiker Orest-Stoff und Metallica

Sartres Drama „Die Fliegen“ feiert am Samstag im RLT-Studio Premiere.

Neuss. Das letzte gemeinsame Projekt des aktuellen Jugendclub-Ensembles im Rheinischen Landestheater sollte etwas Besonderes werden. "Viele von uns machen jetzt ihr Abitur und verlassen Neuss zum Studieren. Unsere Gruppe wird sich nach drei Jahren auflösen. Daher wollten wir etwas zeigen, was wir in dieser Form noch nicht hatten", erklärt Larissa Schmitz (18).

Mit dem Stück "Die Fliegen" von Jean-Paul Sartre ist das den sieben jungen Hobby-Mimen um Leiterin Katrin Singer gelungen. "Es ist das erste Bühnenstück, das wir in seiner dramaturgischen Form, wenn auch gekürzt, zeigen.

Vorher haben wir nur Spielszenen oder Eigenproduktionen einstudiert", berichtet Singer. Für die Jugend-Schauspieler ist das eine Herausforderung: "Bis jetzt sind wir meistens in Rollen geschlüpft, die unseren eigenen Persönlichkeiten ähnlich waren. Das ist diesmal anders. Das Stück ist anspruchsvoller, aber macht Spaß", erläutert Kerstin König (19).

Mit "Die Fliegen" hat Sartre die griechische Atridensage, in der der junge Orest den Mord an seinem Vater durch die eigene Mutter rächt, für ein Drama über Freiheit und Unfreiheit verwendet.

Seit Probenbeginn im Herbst hat sich die Truppe mit dem Stück und den einzelnen Charakteren beschäftigt. Zur Vorbereitung fuhr das Ensemble nach Essen, um sich dort die "Orestie", die antike Vorlage des Sartre-Stücks, anzuschauen.

Jeder durfte anschließend die einzelnen Rollen ausprobieren. "Erst dann haben wir die Besetzungsliste festgelegt", erinnert sich Singer. Fünf der Jugendlichen stellen die Hauptcharaktere des Stückes dar, zwei nehmen wechselnde Nebenrollen ein. "Wir sind zum Beispiel die Fliegen", erklärt Clara Große (19).

Experimentelle Formen statt reine Schauspielerei - darauf kommt es dem Jugendclub in seiner Sartre-Version an. Modernes trifft auf Griechisch-Mythologisches. "Die charakterliche Wandlung der Figur Orest untermalen wir mit Hardrock-Musik der Band Metallica. Das steht im Kontrast zum antiken Bühnenbild", erzählt Philip Stenmans (19). Außerdem werden drei große Kunststoff-Würfel ins Spiel einbezogen, die abwechselnd Dinge wie einen Thron oder ein Bett symbolisieren sollen.

Das Ziel, ihr Stück noch vor den Abi-Prüfungen auf die Bühne zu bringen, haben die Laienschauspieler erreicht: Am 28. März feiert es um 19 Uhr im RLT-Studio Premiere. Danach wollen viele ihre Theatererfahrungen nutzen und sich an Schauspielschulen bewerben. "Wir haben durch den Jugendclub die Schauspielkunst noch mehr lieben gelernt", sagt Stenmans.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort