Jahresbericht in Neuss vorgestellt Gewalt an Kindern nimmt zu

Rhein-Kreis. · Laut Jahresbilanz der Ambulanz für Kinderschutz haben sexuelle Grenzverletzungen bei Kindern und Jugendlichen zugenommen.

 Kinder leiden unter den Folgen von sexuellen Grenzverletzungen sowie Übergriffen und Gewalt.

Kinder leiden unter den Folgen von sexuellen Grenzverletzungen sowie Übergriffen und Gewalt.

Foto: © Gerhard Seybert

Die Ambulanz für Kinderschutz (AKS) hat im vergangenen Jahr eine große Zunahme bei sexuellen Grenzverletzungen unter gleichaltrigen Kindern registriert. Das erklärte AKS-Leiterin Viola Meurer-Blasius am Donnerstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Einrichtung. „In diesem Bereich ist die Zahl von 66 auf 143 Meldungen gestiegen.“ Das bedeutet eine Menge sensibler Arbeit für die Mitarbeiter der AKS. „In solchen Fällen helfen wir verunsicherten Eltern und Fachkräften dabei, mit der schwierigen Situation angemessen umzugehen.“

Die AKS ist eine der ältesten Einrichtungen dieser Art in Deutschland, sie wurde 1988 gegründet. Das Team besteht derzeit aus vier Diplompsychologinnen und einem Diplompädagogen, mit jeweils unterschiedlichen therapeutischen Zusatzausbildungen.

Zahl der Beratungsgespräche
ist größer geworden

Ziel der Ambulanz ist der Schutz von Mädchen und Jungen vor sexuellen Übergriffen und Gewalt, aber auch die Beratung und Begleitung von Betroffenen sowie Öffentlichkeits- und Präventionsarbeit. Im vergangenen Jahr ging es in den Beratungsgesprächen der Ambulanz um 530 betroffene Kinder und Jugendliche. Das ist ein merklicher Anstieg: 2017 waren es 434 Minderjährige. Die Brisanz der Fälle stieg im Vergleich zum Vorjahr mit 112 sogenannten Krisenterminen, bei denen innerhalb von 48 Stunden nach Kontaktaufnahme ein Gespräch stattfand, ebenfalls an – eine Zunahme um 30 Prozent. Auch die Zahl der Beratungsgespräche hat laut Viola Meurer-Blasius zugenommen, und zwar von 535 auf 551. Zu den Gründen, wegen derer Eltern, Bezugspersonen aber auch Fachkräfte der Kinderbetreuung die Beratungsstelle aufsuchten, zählten wie in den vergangenen Jahren hauptsächlich der Verdacht auf sexuellen Missbrauch, körperliche Misshandlung, Vernachlässigung und häusliche Gewalt.

In den meisten Fällen würden sich Menschen mit einer Sorge, die sie oft nicht direkt einordnen können, an die AKS wenden. „Dann leisten wir zunächst Aufklärungsarbeit, um das Bild zusammensetzen zu können“, sagt Meurer-Blasius. „Wichtig ist, dass jeder mit seinem Anliegen bei uns willkommen ist und man keine handfesten Beweise braucht, um zu uns zu kommen.“

Mitarbeiter unterliegen
der Schweigepflicht

„Auch wenn der Kalender noch so voll ist, wir weisen niemanden ab“, sagt Diplompädagoge Mike Clausjürgens. „Betroffene haben manchmal auch Angst, dass sie alles erzählen müssen, wenn sie zu uns kommen“, sagt er. Doch meistens könne man den Kindern und Jugendlichen bei ihren Problemen auch helfen, wenn sie nicht über den Missbrauch reden wollen. Diplompsychologin Lisa Handle erklärt, dass Jugendliche auch das Recht auf eine Beratung ohne Wissen der Eltern haben.

Alle Mitarbeiter der AKS unterliegen zudem grundsätzlich der Schweigepflicht. „Hauptsächlich“, so Clausjürgens, „besteht unsere Arbeit darin, die Kinder und Jugendlichen zu stützen und zu stabilisieren. Wir führen viele Gespräche über Fußball und Pferde, die schönen Dinge im Leben gibt es schließlich immer noch.“

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