Neuss als Gewerbestandort gefragt

Bürgermeister Herbert Napp zieht Jahresbilanz und schaut voraus. U3-Ausbau ist zentrales Thema in 2013.

Neuss. Seinen Weihnachtsfrieden hat Bürgermeister Herbert Napp schon gemacht: Jedenfalls ist der älteste Stadtchef NRWs ganz zufrieden, wenn er auf das Jahr 2012 zurückblickt. Die Bilanz, die er gestern zog, fiel überwiegend positiv aus.

Wirtschaft: Als tollen Erfolg bewertet Napp die Ansiedlung des Automobilzulieferers Pierburg auf dem ehemaligen Case-Gelände mit mehr als 600 Mitarbeitern an der Spitze der Hafenmole 1. Die Konzentration am neuen Standort sei nicht selbstverständlich.

Die Stadt habe zäh verhandelt und Entgegenkommen gezeigt, auch bei dem schwierigen Thema Emissionen. „Die Genehmigung einer Industrieansiedlung mit einem 24-Stunden-Betrieb und einer Gießerei nur 300 Meter vom Rathaus entfernt, ist nicht besonders einfach und eine ziemliche Herausforderung“, erklärt der Bürgermeister.

Gleichwohl sei es gelungen, diese Dinge unter einen Hut zu bekommen. Spätestens 2016 rechnet die Stadt an dieser Stelle mit entsprechenden Gewerbesteuereinnahmen.

Zu den wichtigen Projekten des Jahres zählt für Napp auch das Werhahn-Areal am Hafenbecken 1. Nach dem Prinzip der wechselseitigen Rücksichtnahme seien die Konflikte zwischen Wohnen und Industrie nun im Wesentlichen gelöst. Im neuen Hafenquartier sollen Hotel, Gastronomie, Büros und 150 Wohnungen entstehen, ein Teil davon öffentlich gefördert.

Die Gründung der RheinCargo gehört für Napp zu den besonders erfolgreichen Projekten — „ein Paradebeispiel für die interkommunale Zusammenarbeit“. Die Umschlagmengen steigen, doch Logistikflächen fehlen. Mittelfristig werde die Eventhalle daher nicht haltbar sein und Platz für die Hafenwirtschaft machen müssen, meint Napp.

Gute Nachrichten gibt es aus dem Taubental: Die Logistikfirma Group 7 will sich an der Sudermannstraße auf 45 000 Quadratmetern niederlassen. „Da müssen wir bald ein Schild ,Ausverkauft’ aufhängen“, scherzt Napp und freut sich über die ungebrochene Nachfrage nach Gewerbegrundstücken. Zwei weitere größere Unternehmen, eines mit 450 Mitarbeitern, hätten zudem bereits Interesse am Standort Neuss signalisiert. Noch sei aber nichts spruchreif, heißt es.

Innenstadt: Der Bürgermeister ist davon überzeugt, dass das Konzept „Eine Stadt rückt ans Wasser“ aufgeht und nennt exemplarisch die vollständige Vermietung des neuen Hafenkopfgebäudes. Schon jetzt seien die neuen Eigentumswohnungen, die Am Alten Weiher entstehen sollen, stark nachgefragt. Gleiches gelte auch für die Schillerstraße, das Gelände am ehemaligen Finanzamt.

Die Bebauung Jahnstadion ist nach langer Pause für den Verwaltungschef noch nicht vom Tisch. Spätestens wenn es um Kooperationen oder Fusionen von Sportvereinen gehe, wolle er das Thema wieder aufgreifen.

Umwelt: Napp kritisiert, dass man keine Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen in den Flächennutzungsplan eingearbeitet habe. Das regelt sich jetzt marktwirtschaftlich, meint er. Interkommunal könne es schwierig werden, da der Kreis keine Planungshoheit habe.

Kinder: Zu den wichtigsten Projekten für 2013 zählt der Bürgermeister den U3-Ausbau. „Ich bin optimistisch, dass wir das mit Zeitverzögerung schaffen.“ Vehement hat Napp für eine vierte Gesamtschule geworben, die den Schülern alle Abschlüsse ermöglicht. Nun kommt zu seiner Überraschung die Sekundarschule. „Schauen wir mal. Die Schullandschaft bleibt in Bewegung“, sagt der Bürgermeister.

Politik: Offenheit und Bürgernähe werden im Rathaus großgeschrieben. Ab 2013 können die Neusser wichtige politische Entscheidungen aus dem Ratssaal über einen Video-Livestream mitverfolgen.

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