Traditions-Kneipe in Neuss Krach um Krach am „Schwatte Päd“

Neuss. · Nachbarn haben sich bei der Stadt über die Lautstärke auf der Terrasse nach 22 Uhr beschwert.

 Geschäftsinhaber Sebastian Förster setzt sich für eine Verlängerung der Zeiten für seine Außengastronomie ein.

Geschäftsinhaber Sebastian Förster setzt sich für eine Verlängerung der Zeiten für seine Außengastronomie ein.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Es ist wohl das älteste Gasthaus am Niederrhein: Das denkmalgeschützte knatschrote Backsteingebäude an der Kreuzung Büchel und Sebastianusstraße beherbergt auch heute noch eine Schankwirtschaft: „Em Schwatte Päd“.

Vor rund einem Jahr haben Guido Duwe und Sebastian Förster den Betrieb wieder eröffnet. In den sozialen Netzwerken haben sie dafür immens positives Feedback bekommen. Doch es gibt ein Problem, denn die Außenterrasse sorgt nach 22 Uhr für Unmut bei einigen Anwohnern: Die Gäste sind ihnen zu laut und haben das beim Ordnungsamt der Stadt mehrfach gemeldet.

Inhaber Förster kritisiert, dass es sich bei der Außenbereich-Regelung lediglich um ein Anzeigendelikt handele: „Es ist einfach nicht fair, denn wenn sich keine Anwohner beschweren, dann wird bei anderen Kneipen auch nicht kontrolliert und der Außenbetrieb auch nach 22 Uhr toleriert.“ Gerade jetzt im Sommer würden viele Gäste erst am späteren Abend in die Kneipe kommen. „Und wenn wir ab 22 Uhr unseren Außenbereich schließen müssen, schadet das unserem Geschäft sehr“, argumentiert der Wirt.

Grundsätzlich regelt Paragraph neun im NRW-Landes-Immissionsschutzgesetz den Schutz der Nachtruhe ab 22 Uhr. Für die Außengastronomie kann es verlängerte Öffnungszeiten bis 24 Uhr geben – soweit es die Stadt genehmigt.

Die Stadt Neuss sieht von einer Verlängerung jedoch aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft ab. „Der Schutz der Nachtruhe ist vielen Bürgern in der Innenstadt wichtig und muss auch stark geschützt werden“, sagt Nicole Bungert, Sprecherin der Stadt Neuss. Ausnahmen würden lediglich an Silvester, Karneval, Tanz in den Mai, Ehren- und Krönungsabenden, zum Schützenfest und bei Kirmesveranstaltungen erteilt. „Ich finde, es zeugt von Intoleranz, wenn Leute, die in der Stadt wohnen, die Ruhe vom Land erwarten“, kommentiert der ehemalige Neusser Schützenkönig Rainer Reuß.

Er lebe auch in der Innenstadt und wünsche sich von den Anwohnern mehr Rücksichtnahme für die Wirte. „Es ist doch schade, wenn man bei lauen Sommernächten nicht mehr draußen sein kann“, sagt er. Das gehöre doch zu einem intakten Stadtleben dazu.

Inhaber Förster will noch nicht aufgeben: „Es würde uns ausreichen, wenn wir an Freitagen und Samstagen im Sommer bis 24 Uhr unsere Terrasse nutzen könnten“, sagt er. Bei seiner Übernahme im vergangenen Jahr habe er etwa darauf geachtet, eine Musikanlage einzubauen, die weniger Bässe aussendet. „Ich möchte da Rücksicht nehmen und suche das Gespräch zu unseren Nachbarn.“ Auch mit der Polizei steht Förster in Kontakt. Die Beamten habe er gefragt, wie oft sie seit vergangenem Jahr wegen Ruhestörungen im Außenbereich vor Ort waren. „Sie wurden insgesamt 13 Mal angerufen, davon wurde acht Mal darum gebeten, draußen leiser zu sein, die anderen fünf Fälle waren ohne Befund“, resümiert Förster.

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