Münzgeld kostet jetzt Gebühren

Die Sparkasse Neuss verlangt ab 1. August von Geschäftskunden Gebühren für die Ausgabe und Annahme von Münzen.

Münzgeld kostet jetzt Gebühren
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Rhein-Kreis. Für Thomas Verhoeven ist es ein Unding. Als Apotheker ist der Glehner in seinem Geschäft auf Münzgeld angewiesen. Die Nachricht von der Sparkasse Neuss ärgert ihn daher: Ab 1. August passt das Geldinstitut sein Service-Angebot und die Preise für ausgewählte Bargeldleistungen im Geschäftskunden-Sektor an. Dazu gibt es nicht nur eine Liste mit Angaben, welche Leistungen dann in welchen Filialen möglich sind. Für die Ausgabe von Münzgeld fallen je Rolle 50 Cent an Kosten an — beziehungsweise je Paket mit zehn Rollen vier Euro. Auch für die Münzgeld-Annahme zahlen Geschäftskunden. „Es gibt 1000 Freimünzen pro Monat, ab der 1001. Münze fallen Gebühren von einem halben Cent je Münze, mindestens aber von fünf Euro an“, sagt Sparkassen-Sprecher Stephan Meiser. „Die Kosten für die Verarbeitung von Hartgeld sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Wir mussten reagieren — und die Gebühren sind keine Vollkostenerstattung.“ Die Regelung gelte nicht für Privatkunden.

Der Grund für die Einführung der Gebühren ist laut Meiser die sogenannte Bargeldprüfverordnung der EU. Sie verpflichtet die Banken und Sparkassen, das eingezahlte Bargeld ihrer Kunden — Banknoten wie Münzen — auf Echtheit zu überprüfen. „Pro Jahr gibt es im gesamten deutschen Zahlungsverkehrsraum rund 52 000 falsche Münzen“, sagt Meiser. Die Prüfung ist jedoch nur ein Aspekt. Außerdem müssen Geldinstitute sicherstellen, dass Scheine und Münzen für den Geldverkehr taugen. Gerade beim Münzgeld, das in geschlossenen „Safebags“ kassiert wird, sei diese Prüfung jedoch teuer und aufwendig. Auch das Recyceln von Münzgeld sei deutlich teurer geworden. „Insgesamt sind erhebliche Mehrkosten entstanden, so dass wir diesen Schritt gehen müssen“, sagt Meiser.

Die Sparkasse Neuss ist damit nicht allein. Auch bei der Commerzbank fallen Gebühren an. „Unsere Geschäftskunden zahlen seit dem 1. Juli 40 Cent pro Rolle. Der Mindestbetrag von 1,50 Euro pro Vorgang gilt unverändert“, erklärt Commerzbank-Sprecherin Justine Zapolski. Für Privatkunden ist die Ausgabe von Rollengeld kostenlos. „Andere Banken haben das Entgelt für Rollengeld bereits erhöht beziehungsweise neu eingeführt, so dass es in unseren Filialen zu einem erhöhten Aufkommen an Wechselgeschäften gekommen ist.“

Für die Einzahlung von Münzgeld können Commerzbank-Kunden Safebags verwenden. „Sie kosten 7,50 Euro pro Stück“, teilt Zapolski mit.

Bei der Volksbank Düsseldorf Neuss zahlen Geschäftskunden für die Ausgabe von Münzrollen hingegen keine Gebühren. Anders ist es bei der Einzahlung größerer Mengen an Münzgeld. „Bis 100 Euro ist die Einzahlung von Münzgeld gebührenfrei“, erklärt Volksbank-Sprecher Christian Feldbinder. „Ab 100,01 Euro werden zwei Prozent vom Gegenwert berechnet.“ Die Regelung gilt seit Dezember 2015.

Die Gladbacher Bank, die eine Filiale in Korschenbroich hat, nimmt laut Niederlassungsleiter Markus Biermann für die Annahme von Hartgeld bei Kunden vier Prozent des Betrages und für die Ausgabe von Rollengeld bei Kunden 0,20 Euro pro Rolle.

Stephan Meiser kann verstehen, dass Kunden ob der Neuerung bei der Sparkasse ihren Unmut äußern. Angesichts der Hintergründe hofft er auf Verständnis. „Es handelt sich ja um keine Einnahmequelle, das muss man ganz klar so sagen.“ Vielmehr sei es eine Kostenbeteiligung.

In den Filialen im Rhein-Kreis erhalte die Sparkasse pro Jahr 55 Millionen Münzen. „Es sind bis zu 200 000 Münzen pro Werktag, die zusammen das Gewicht eines Kleinwagens haben.“

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