Meyr-Melnhof Karton investiert : Kraftwerks-Neubau auf der Furth
Weniger CO2-Ausstoß: Das ist wesentliches Ziel, das der Kartonagehersteller Meyr-Melnhof und E.On mit dem Bau einer energieeffizienten Kraft-Wärme-Anlage anstreben. 2023 geht sie in Betrieb und speist auch Strom ins Netz ein.
Der österreichische Konzern Meyr-Melnhof produziert am Standort Neuss (früher FS Karton) Jahr für Jahr rund 400 000 Tonnen Karton- und Verpackungsmaterial. Das soll ab Ende 2023 umweltfreundlicher geschehen. Den Hebel dazu setzt der Konzern gemeinsam mit dem Energie-Dienstleister E.ON bei der Erzeugung von Strom und Wärme an. Beides soll in einer neu zu errichtenden Gas- und Dampfturbinenanlage erzeugt werden, die auf dem Firmengrundstück an der Düsseldorfer Straße geplant ist. Bauherr und Betreiber: Die eigens dafür gegründete Kraftwerk Neuss GmbH.
Die neue Turbinenanlage ist so groß dimensioniert, dass sie ab Dezember 2023 nicht nur den gesamten Strom plus Prozesswärme für die Kartonproduktion liefert, sondern auch erzeugten Strom ins Netz einspeisen kann. An die Abgabe von Fernwärme ist nicht gedacht.
Für E.ON als Investor ist das Projekt in der Region ohne Vorbild. Mit dem Invest unterstützen die Essener den Kurs von MM Karton, das Werk in Neuss schrittweise und nachhaltig zu entkarbonisieren. Das heißt, den CO2-Ausstoß zu senken. Als Herzstück der neuen Standortversorgung wird dazu eine Kraft-Wärme-Koppelungsanlage errichtet, die gasbasiert arbeitet aber schon wasserstofffähig ist. Von der Inbetriebnahme an, so betont eine Sprecherin von E.ON, könnte die Anlage anteilig mit grünem Wasserstoff betrieben werden.
Die neue Anlage mit einem 22 Megawatt elektrischer und 49 Megawatt thermischer Leistung, ersetzt zwei Gasturbinenanlagen mit Abhitze- und Hilfskesseln sowie einen Hochdruckkessel und eine Dampfturbine. Dampfturbine und Hochdruckkessel bleiben erhalten und dienen als Backup, um bei Störungen in der neuen Anlage handlungsfähig zu bleiben. Die beiden Gasturbinen werden nach Inbetriebnahme stillgelegt.
Neu und unter Klimaschutzaspekten innovativ ist aber nicht nur der mögliche Wasserstoffbetrieb, sondern auch der hohe Automatisierungsgrad. Das Gesamtsystem aus Produktion, Kraftwerk und Netzanschluss werde echtzeitfähig vernetzt, heißt es aus Unternehmenskreisen. Damit könne noch effektiver auf Veränderungen in der Produktion einerseits sowie auf den Energiemärkten andererseits reagiert werden. Den Einspareffekt haben die Anlagenbauer schon einmal durchgerechnet und veranschlagen ihn alles in allem auf 22 000 Tonnen CO2 im Jahr. Das entspricht in etwa dem CO2-Ausstoß von 15 000 Autos.