Niedliche Wegbegleiter Alpakas helfen beim Entschleunigen

Rhein-Kreis. · Seit vergangenem Jahr bietet Heike Seibt Wanderungen mit Alpakas an. Die Touren sind gefragt.

 Alpaka Angelo ist der Anführer der Herde. Die drei Freundinnen Berga Spiller, Petra Bernecker und Bettina Teusch (vorne, v.l.) aus Krefeld halten abwechselnd seine Leine.

Alpaka Angelo ist der Anführer der Herde. Die drei Freundinnen Berga Spiller, Petra Bernecker und Bettina Teusch (vorne, v.l.) aus Krefeld halten abwechselnd seine Leine.

Foto: Natalie Urbig

Alpaka Angelo hat alles im Blick. Immer wieder bleibt er auf dem Feldweg stehen, dreht sich um und sieht nach dem Rechten: Eine Karawane von acht anderen Alpakas und 17 Menschen folgt ihm. Angelo wirkt zufrieden und setzt seinen Weg fort. „Er ist hier der Boss“, sagt Heike Seibt, sieht den silbergrauen Hengst an und lacht.

Seit vergangenem Jahr bietet die 51-Jährige Alpaka-Wanderungen an: „Als ich die ersten Termine ins Netz gestellt habe, war ich überrascht, wie oft es gebucht wird“, erzählt sie. Schon lange bevor das Alpaka ein Trendtier wurde, hat sie ihre Vorliebe für die Kamelart aus Südamerika entdeckt. Zusammen mit ihrem Mann führt Heike Seibt einen Bauernhof mit angeschlossenem Hofladen in Meerbusch. Platz war reichlich vorhanden, und so zogen 2007 die ersten beiden Hujaka-Alpakas bei ihr ein. Seitdem sind immer wieder Tiere dazugekommen, aktuell sind es 14 Alpakas, die auf Seibts Weide grasen. Drei von ihnen sind im Mutterschutz, im Juni soll es Nachwuchs geben.

Zu Beginn sind Mensch und Tier gleichermaßen aufgeregt

Für ihre Wanderungen hat Heike Seibt verschiedene Routen zur Auswahl: An jenem Frühlingsnachmittag geht es für die Teilnehmer von Meerbusch aus durch das Naturschutzgebiet Fischelner Bruch in Krefeld. Auf den ersten Metern sind Alpaka und Mensch gleichermaßen aufgeregt: „Jetzt beginnt das Kennenlernen“, sagt Melanie Hübschke, die Heike Seibt bei den Wanderungen unterstützt.

Den Anfang machen die drei Freundinnen Bettina Teusch, Petra Bernecker und Berga Spiller, die abwechselnd den Herden-Boss Angelo führen. Den Schluss bilden die 20-jährige Louisa und der 18-jährige Lukas aus Kleve. Sie führen die beiden Nesthäkchen der Herde: Pepsi und Carlotta sind noch kein Jahr alt und ganz schön quirlig. „Wir haben den Ausflug zu Weihnachten geschenkt bekommen“, erzählt Louisa, „es macht Spaß“. Erstaunlich finden die beiden, dass Alpakas zwar viel größer als ein Hund sind, aber bei weitem nicht so stark an der Leine ziehen.

Immer wieder zücken die Wanderer ihre Handys und machen Fotos. Das Ziel: Jeden besonders niedlichen Moment von dem flauschigen Weggefährten einzufangen. Und davon gibt es einige: Mit ihrem dichten Fell und den großen Knopfaugen wirken die Tiere wie Plüschbären. Geknuddelt werden sie allerdings nicht gerne. Das haben Heike Seibt und Melanie Hübschke in ihrer Einführungsrede gesagt. „Es braucht erst etwas Gewöhnung, aber dann kann es sein, dass der ein oder andere sogar ein Küsschen gibt.“

Während der Wanderung beantwortet Heike Seibt Fragen rund ums Alpaka: Sie erzählt, dass ihre Tiere einmal im Jahr geschoren werden und auch, dass Alpaka-Babys nur tagsüber und bei schönem Wetter geboren werden. „Die Mütter können sie nicht trocken lecken“, erklärt Seibt. Ihre Alpakas sind für sie ein reines Hobbys: Sie ist weder Züchterin, noch lohne sich mit der Wolle Geschäfte zu machen. „Die Produktion ist viel zu teuer, da wäre es günstiger, sie im Internet zu bestellen.“

Die Gruppe biegt ab, es geht an Bäumen vorbei. „Hören Sie es?“, fragt Melanie Hübschke. Schnell wird klar, was sie meint. War die Gruppe am Anfang noch etwas wuselig, stapfen Mensch und Alpaka nun friedlich nebeneinander. „Das ist die Ruhe, die die Tiere ausstrahlen.“ Heike Seibt kann das bestätigen: „Alpakas sind unglaublich sanftmütige Tiere. Sie bringen einen immer wieder auf den Boden der Tatsachen. Wer einen schlechten Tag hat, muss nur einmal auf eine Alpaka-Wiese gehen.“

Während Seibt anfangs glaubte, dass die Touren besonders für Kinder interessant sind, merkte sie bald, dass das Durchschnittsalter der Teilnehmer zwischen 30 und 55 Jahren liegt. Einige von ihnen suchen dabei gezielt die Ruhe. Sie wollen bei der Wanderung abschalten. Andere sehen darin ein schönes Erlebnis: „Wir haben auch Geburtstagsgruppen oder Junggesellenabschiede“, erzählt Seibt. „Aber“, so betont sie, „nur ohne Alkohol“.

Eineinhalb bis zwei Stunden dauert eine Alpaka-Wanderung: Zurück auf dem Hof werden die Tiere von der Leine gelassen. Dort genießen sie nun ihren Feierabend.

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