Medizin: Innovation für ein Leben ohne Schmerzen

Knieprothesen nach neuem System am Johanna-Etienne-Krankenhaus.

Neuss. Seinen Alltag konnte Heinrich Hügen lange Zeit nur mit Schmerzmitteln überstehen. Die erste gleich am Morgen, eine am Abend, um in der Nacht schlafen zu können. „Meine Arbeit als Kraftfahrer konnte ich noch ausführen, obwohl ich dabei viel laufen und knien musste“, erzählt er. „Im Januar habe ich mich vertreten. Danach ging gar nichts mehr.“

Seit rund zehn Jahren hat der 51-Jährige aus Moers Schmerzen. „Die wurden immer stärker. Da reibt Knochen auf Knochen.“ Prof. Dr. Jörg Jerosch, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Johanna-Etienne-Krankenhaus, weiß: „Das Knie war komplett verschlissen, die Lebensqualität enorm eingeschränkt.“

Am Freitag wurde Hügen operiert. Er steht auf, beugt sein Knie. 90 Grad schafft er noch nicht — doch er strahlt über das ganze Gesicht. „Ich habe etwas Wundschmerz von der OP. Aber die Schmerzen im Knie sind weg.“ Hügen wurde nach einem neuen System operiert, das im Rhein-Kreis-Neuss und in der Umgebung einzigartig ist.

„Vor der Operation werden Röntgenbilder und eine Kernspintomographie des Knies gemacht“, erklärt Jerosch. Die Aufnahmen werden an eine Firma in den USA gesendet, mit der das Krankenhaus kooperiert. Interaktiv per Internet wird gemeinsam die optimale Position der Prothese festgelegt und Schnittschablonen hergestellt, bei der die Beinachsen exakt eingestellt sind.

Bei der Operation kann der Arzt das Gelenk anhand der Schablonen schneller vorbereiten, anstatt die richtige Lage und Größe der Prothese erst am offenen Bein auszumessen. Jerosch: „Wir reduzieren die OP-Zeit, das Infektionsrisiko und den Instrumentenbedarf.“ Außerdem sei das Verfahren schonender für den Patienten, ergänzt Oberarzt Dr. Oliver Potrett.

Nach sieben Tagen darf Heinrich Hügen das Krankenhaus verlassen. „Alles, was er vorher an Sport gemacht hat, ist ihm nach sechs bis zwölf Wochen Erholung wieder zuzutrauen“, sagt Potrett.

Mit rund 2200 Euro ist die Operation nach dieser Methode 700 Euro teurer als nach der herkömmlichen. „Die 700 Euro trägt das Krankenhaus“, beruhigt Jerosch. „Denn Stillstand ist Rückschritt, und wir Orthopäden basteln ja gerne.“

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