Marienviertel: Amtsgericht setzt Zeichen gegen Drogenkriminalität

Ein gewalttätiger Dealer wurde zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Marienviertel: Amtsgericht setzt Zeichen gegen Drogenkriminalität
Foto: woi

Neuss. Das Amtsgericht Neuss hat ein deutliches Zeichen gegen die Drogen- und Gewaltkriminalität rund um den Marienkirchplatz gesetzt. Einer der dortigen Dealer wurde gestern für zweieinhalb Jahre in Haft geschickt. Er hatte erhebliche Mengen Marihuana bei seiner Freundin versteckt und diese nach der vorübergehenden Trennung vor dem Rheinparkcenter brutal verprügelt.

Der Prozess war vor 14 Tagen überraschend unterbrochen worden, weil das Opfer der Prügelattacke (17) sich vor Gericht plötzlich an nichts mehr erinnern wollte und der Angeklagte selbst die Vorwürfe nur scheibchenweise zugegeben hatte.

Die Pause schien der Schülerin gut getan zu haben, denn offenbar waren ihr die Geschehnisse doch wieder eingefallen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit berichtete sie, wie der 20-jährige Angeklagte sie über Monate unter Druck gesetzt hatte. „Er wollte Nacktfotos von ihr bei Facebook veröffentlichen, eine eklige Tat mit hohem Leidensdruck für das junge Mädchen“, so Staatsanwältin Britta Zur. Vor dem Rheinparkcenter kam es daraufhin zu einem Streit auf offener Straße. Das Mädchen verlangte die Herausgabe des Handys mit den Nacktfotos und sprühte dem Angeklagten Pfefferspray ins Gesicht. Daraufhin verlor der 20-Jährige die Nerven und schlug auf die Schülerin ein. Das Mädchen wurde schwer verletzt und erlitt Brüche und Prellungen.

Darüber hinaus sah es das Gericht auch als erwiesen an, dass der Angeklagte über 20 Tütchen mit Marihuana in der Wohnung seiner Freundin in Reuschenberg deponiert hatte. Außerdem war er „bekifft“ und ohne Führerschein am Steuer eines Wagens erwischt worden. „Alles in allem haben wir hier einen Angeklagten mit einer Vielzahl von Vorstrafen“, so Staatsanwältin Zur, „aus meiner Sicht sind drei Jahre und zwei Monate Jugendstrafe angemessen.“

Richter Heiner Cöllen verhängte am Ende zweieinhalb Jahre Jugendstrafe. „Wir haben es mit einem brutalen Fall von Körperverletzung zu tun“, so Cöllen, „trotz der Pfefferspray-Attacke, die nicht in Ordnung war, hat der Angeklagte völlig übertrieben reagiert.“ Außerdem habe er über Monate gedroht, 30 Nacktfotos online zu stellen. „Dazu kommen die Vergehen im Bereich Drogenhandel“, so Cöllen. Kurios: Täter und Opfer sind wieder ein Paar. Die 17-Jährige besucht den Intensivstraftäter zum Leidwesen ihrer Eltern regelmäßig im Gefängnis. Für ihn war es nicht der letzte Auftritt vor Gericht. Weitere Anklagen wegen Rauschgifthandels am Marienkirchplatz werden vorbereitet.

Am Abend vor der Verhandlung ging es im Marienhaus ebenfalls um das Thema Drogenszene im Bahnhofsbereich. Vertreter von Polizei, Anwohnerinitiative, Stadtverwaltung, Sozialverbänden und weitere Teilnehmer trafen sich bereits zum dritten Mal zu einem Runden Tisch. Sowohl Anwohnerinitiative als auch die Polizei und Stadt bestätigten „konstruktive Gespräche“.

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