Manfred Kilian: Ein Leben für den Motorsport

Der Neusser Rennfahrer Manfred Kilian hat seine lange Karriere in Texten und Bildern aufbereitet.

Neuss. Wenn Manfred Kilian an die Ausstellungseröffnung über seine Rennsportkarriere in der Sparkasse denkt, ist er noch immer sichtlich bewegt. 106 Weggefährten und Motorsportler hat er eingeladen, doch das Foyer der Sparkasse platzt aus allen Nähten.

Rund 250 Gäste wollen mit Kilian feiern und alte Erinnerungen aufleben lassen. „Das war überwältigend. So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Dabei hat der 75-Jährige in seinem Leben und seiner langen Rennsportkarriere schon viel gesehen. Alle Stationen aufzuzählen, erscheint unmöglich.

Geboren wird Manfred Kilian 1936 im sächsischen Radebeul, seine Jugend erlebt er in Bautzen. Schon im Alter von 14 Jahren bastelte er mit dem Vater an seinem ersten Motorrad herum.

Folgerichtig beginnt er 1955 eine Lehre als Kfz-Mechaniker und wird Rennmonteur. Im Bautzener Motorsportclub betreut er einen westdeutschen Rennfahrer, der ihn in die Bundesrepublik einlädt. „In der DDR gab es ja nichts außer Motorräder“, sagt Kilian.

1957 verlässt er die DDR und landet über Mettmann in Neuss. 1958 wird er Mitglied im Neusser Motorsportclub. Dort lernt er Heinz Gilges kennen und wird sein Rennmonteur. Mit dem Neusser Künstler und Architekten verbindet ihn eine lebenslange Freundschaft, Gilges hält die Laudatio bei der Ausstellungseröffnung. Kilians gute Arbeit als Monteur lässt Gilges von Sieg zu Sieg fahren.

„Dann habe ich 1963 selbst begonnen, Rennen zu fahren“, erinnert sich Kilian. Er nimmt an der Deutschen Rallyemeisterschaft teil. Parallel zu seiner Rennsportkarriere beginnt Kilians beruflicher Aufstieg. 1965 fährt er mit einem NSU Prinz um die Slalom-Gaumeisterschaft und den ONS-Slalompokal mit. Gleichzeitig mietet er eine Werkstatt an der Normannenstraße. „Der Motorsport war mein Hobby und Leben, daraus hat sich auch die berufliche Laufbahn ergeben“, sagt Kilian.

In den Folgejahren feiert er unzählige Erfolge bei Slalomrennen. 1969 wird er Deutscher Meister. „Ich war ehrgeizig, wissbegierig und habe mir alles selbst angeeignet“, sagt Kilian. Sponsoren gibt es zu der Zeit nicht. Der Motorsportler finanziert sich aus der eigenen Tasche. Kilian „frisiert“ alle Wagen selbst.

Hilfe kommt nur aus der Rennsportszene. „Wir waren alle Freunde und haben nächtelang durchgearbeitet, ohne dass einer fragte, ob er etwas dafür bekommt.“ 1972 eröffnet er seine Firma an der Schellbergstraße, natürlich erbaut von Heinz Gilges.

Es entsteht das VW Audi Autohaus mit Werkstatt und Neuwagenverkauf. Gleichzeitig erfüllt er sich einen Traum, er gründete eine Tuningabteilung. Jeden Tag arbeitet er im Betrieb und an seinen Rennautos. Zeitweise bis zu 320 Stunden, jede zweite Nacht ist er in seiner Werkstatt.

1979 beendet er seine aktive Rennsportkarriere, die Belastung wird zu groß. Doch er bleibt dem Motorsport erhalten und feiert als Tuner und Teamchef weiterhin zahlreiche Siege. „Ich war immer erfolgreich. Alle Ziele, die ich mir setzte, habe ich auch erreicht“, sagt er. 1996 soll dann endlich Schluss sein mit dem Rennsport, da der auf 24 Mitarbeiter angewachsene Betrieb seine ganze Aufmerksamkeit fordert.

Doch Kilian lässt sich überreden und erklärt 1998 seinen Rücktritt vom Rücktritt und wird noch mal Teamchef beim Captain-Racing-Team. „Nach 50 Jahren aktivem Leben für den Motorsport habe ich nun endgültig meine Laufbahn Ende 2010 beendet“, sagt Kilian.

Nicht ganz freiwillig: Sein Plan war es, noch drei Jahre auf diesem Gebiet weiterzumachen und dann Abschied zu nehmen. „Leider haben unüberwindbare Schwierigkeiten und große Enttäuschungen dazu geführt, dass ich den Motorsport endgültig verlassen habe“, sagt Kilian.

Auf den Rennsport blickt er dennoch zufrieden zurück: „Es hat sich gelohnt. Ich bin weit rumgekommen und es hat mir beruflich viel gebracht. Fahrer, Monteure und meine Kunden im Autohaus haben viel von meinem motorsportlichen Engagement profitiert. Ich habe in den vielen Jahren zahlreiche Freundschaften geschlossen.“

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