Leuchtende Pforte zum Himmel

Die Glasmalerei auf dem Auferstehungsfenster in der Sebastianuskirche ist eine der letzten ihrer Art im Rheinland.

Leuchtende Pforte zum Himmel
Foto: Andreas Woitschützke

Grevenbroich. Mit dem Auferstehungsfenster, sagt Peter Lys, sei es wie mit einem Kleiderschrank. Man gehe Hunderte Male daran vorbei, aber beachte es kaum. Dabei lohnt sich der Blick nach oben in der Sebastianuskirche in Hülchrath dieser Tage besonders: In der Apsis zeigt ein kunstvolles Ensemble die Geschichte Jesu, und das Fenster ganz rechts den Höhepunkt des Osterfestes, der am Sonntag gefeiert wird: die Auferstehung. Das Fenster ist eines von dreien in der Apsis, sie zeigen Geburt, Kreuzigung und Auferstehung.

„Der Reiz der Fenster besteht vor allem darin, dass sie in das große Mosaik eingebaut sind“, sagt Lys, Vorsitzender des Orgelbauvereins. Nach Art der römischen Basiliken sei die Apsis beim Bau der Kirche 1911 und 1912 mit Mosaiken geschmückt worden. Viele der Mosaiksteine seien vergoldet.

Annette Jansen-Winkel, Glasmalerei-Forscherin

Die drei Fenster wurden — wie die meisten der Hülchrather Kirche — von der Hofglasmalerei Franz Carl Hubert Hertel gefertigt. Der Betrieb, im 19. Jahrhundert in Düsseldorf ansässig, wurde 1873 von König Johann von Sachsen zur Hofmalerei ernannt. Zur Goldhochzeit des Königspaares hatte Johanns Sohn, Prinz Georg, ein Fenster bei Hertel und Lesch, wie der Betrieb ehemals hieß, anfertigen lassen und es in der Dresdener Schlosskapelle anbringen lassen. „Das hatte so großen Anklang gefunden, dass der Betrieb zur königlich-sächsischen Hofglasmalerei ernannt wurde“, erklärt Annette Jansen-Winkeln von der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts in Mönchengladbach.

Fenster aus der Zeit wie in Hülchrath seien besonders wertvoll, sagt Jansen-Winkeln: „Im Rheinland sind nur etwa 20 Prozent der Glasmalarbeiten aus der Vorkriegszeit erhalten.“ Auch die Sebastianuskirche wurde in Mitleidenschaft gezogen, weil eine Bombe die kleine Pfarrkirche nebenan traf. Einige Fenster der Sebastianuskirche wurden beschädigt. Weil die Gemeinde ihr Geld zunächst für Flüchtlinge bereitstellte, wurden die Schäden erst in den Jahren 1953/54 behoben.

Gestiftet wurden die kunstvollen Fenster von den Familien Stübben und Panzer. Josef Stübben wurde in Hülchrath geboren und war lange als Stadtplaner vor allem in Köln aktiv. Sein Denkmal steht vor der Kirche auf dem Sebastianusplatz. Familie Panzer war laut Lys eine Handelsfamilie, die unter anderem mit Kohle handelte und Feinkostläden in Düsseldorf betrieb.

Im Mosaik über den Fenstern ist ebenfalls eine Jesusdarstellung zu sehen, von vier Wesen mit Flügeln eingekreist: ein Löwe, ein Stier, eine Menschengestalt und ein Adler. „Sie weisen auf die vier Evangelisten hin“, erklärt Lys. Die Symbolik habe ihren Ursprung im babylonischen Mythos, der ähnliche Gestalten kenne, weiß Lys aus einer alten Festschrift der Hülchrather Kirche.

Die Menschengestalt, genannt Naha, sei ein Hinweis auf das Matthäusevangelium. Denn dies beginnt mit dem Stammbaum der Menschen und somit soll die Gestalt auf die Menschwerdung von Gottes Sohn hinweisen. Der Stier erinnere an das Lukasevangelium, denn dieses werde mit der Verheißung des Täufers an Zacharias eröffnet — während er beim Opferfest ist. Der Stier steht also für den Opfertod. Der Flügellöwe beziehe sich auf den „Rufer aus der Wüste“ im Markusevangelium. Somit weist er auf die Auferstehung hin. Der Adler (Nimueta) sei ein Hinweis auf das Johannesevangelium, da dort der Geist in der Höhe mit dem Adler verbunden werde. Somit bezieht sich der Adler auf die Himmelfahrt Christi.

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