„Leichte Sprache“ stößt auf Kritik

Behindertenbeauftragter der Stadt fühlt sich beim Projekt übergangen.

„Leichte Sprache“ stößt auf Kritik
Foto: woi

Neuss. Es waren deutliche Worte, die Max Fischer an die Verwaltung richtete. Verstimmt zeigte sich der Behindertenbeauftragte der Stadt Neuss, dass er und seine Kollegen vom „Runden Tisch Barrierefreiheit in Neuss“ bei den Planungen zum Projekt „Leichte Sprache“ nicht mit einbezogen wurden. „Es ist wirklich schade, dass die Verwaltung einfach einen Arbeitskreis bildet, ohne die Betroffenen mit einzubeziehen. Wenn wir das Thema angehen, dann sollten wir das doch zusammen machen — und gemeinsam mit den Menschen, die es betrifft“, sagte Fischer, der betonte, dass sich sein Arbeitskreis bereits seit längerer Zeit mit dem Thema befasse: „Wir sind kompetent — und können auch lesen und schreiben.“

Matthias Stegemann, Leiter Personalmanagement der Stadt

Matthias Stegemann, Leiter des Neusser Personalmanagements, der im Sozialausschuss über den aktuellen Sachstand zum Thema „Leichte Sprache“ berichtete, zeigte sich gesprächsbereit. „Wir sollten nicht nebeneinander arbeiten, sondern miteinander.“ Berührungspunkte zwischen der Verwaltung und dem „Runden Tisch Barrierefreiheit in Neuss“ seien durch das Sozialamt ohnehin bereits gegeben. Davon gelte es, Gebrauch zu machen.

„Leichte Sprache“ ist eine speziell geregelte Ausdrucksweise, die auf besonders leichte Verständlichkeit abzielt. Von ihr profitieren sollen unter anderem Menschen mit Behinderung oder Lernschwierigkeiten. Dabei gibt es klare Regeln: die Sätze sind kurz, die wichtigsten Informationen sind zusammengefasst und werden oft durch Bilder verdeutlicht. Fremdwörter oder andere „schwere“ Worte sind tabu. Ein Antrag der Linken, die Stadt möge Broschüren, Unterlagen und Ratsdokumente künftig in „Leichter Sprache“ verfassen, hatte im vergangenen Jahr große Zustimmung erhalten.

Die Verwaltung hat jetzt eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, in der unter anderem die Schwerbehindertenvertretung, das Personalmanagement und das Presseamt vertreten sind. Professionelle Hilfe gibt es dabei vom Büro „Atelier für Leichte Sprache“ aus Köln, das das Projekt federführend leitet.

Bereits jetzt werden erste Texte in leichter Sprache verfasst, die auf der Internetseite der Stadt abrufbar sind. Weitere sollen laut Stegemann folgen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Frequenz auf der Internetseite im Bürger- und Ordnungsbereich am höchsten ist. Aufgrund der festgestellten Zahlen wurde mit dem Ordnungsbereich vereinbart, dass in den Sommerferien ein Projektteam — insbesondere mit Auszubildenden bestückt — tätig wird, um in diesem Bereich Texte in „Leichter Sprache“ zu formulieren. Die Mitarbeiter sind speziell geschult worden. Am Montag, 8. August, findet zudem ein Einführungskursus zu dem Thema statt, gefolgt von einem Vertiefungskursus am Dienstag, 23. August.

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