Laternen per Handy einschalten

Mit dem Vorschlag will die SPD Stromkosten einsparen.

Dormagen. Wer nachts durch Dormagens Straßen fährt, kann sich in der Regel gut orientieren — dank bester Beleuchtung, sobald die Dämmerung einsetzt. Dass dabei hohe Stromkosten anfallen, die alle Bürger letztlich mittragen, ist nachvollziehbar. Die SPD legt jetzt einen Vorschlag auf den Tisch, um dort anzusetzen. Sie möchte das Modell prüfen lassen, wonach die Beleuchtung in ausgewählten Straßen nachts ausgeschaltet wird und durch Bürger per Telefonanruf bei Bedarf eingeschaltet werden kann. „Dass sich hier großes Einsparpotenzial verbirgt, hat die Stadt Lemgo bewiesen“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sonja Kockartz-Müller. „Lemgo entwickelte 2007 das Modell ,Dial4light’ und spart seither etwa 100 000 Euro Stromkosten jährlich.“

Das Modell funktioniert so, dass die Stadt mit den Bürgern einen Straßenpool auswählt, in dem dann die Straßenbeleuchtung nachts ausgeschaltet wird. Jede dieser Straßen erhält eine Nummer, die auch auf den Lampen aufgedruckt ist. Durch Wahl dieser Nummer über Festnetz oder Handy kann jeder Bürger die Lampen der Straße selbst einschalten. Nach 15 Minuten schalten sich die Lampen automatisch wieder aus. Kockartz-Müller betont: „In Dormagen soll es nicht dunkel werden. Es geht um von Bürgern mitausgewählte Strecken.“ Sicherheitsbedenken nimmt die SPD ernst: „Es sollen nur Strecken mit geringem Angst-Potenzial sein“, so Kockartz-Müller.

Die SPD hält dieses Modell unter Umständen auch in Dormagen umsetzbar und hat deshalb für die nächste Ratssitzung einen Antrag auf Prüfung gestellt. Fraktionsvorsitzender Bernhard Schmitt: „Wir möchten wissen, wie hoch die jetzigen Kosten für die nächtliche Straßenbeleuchtung sind, wie hoch die Kosten für die Einführung von ,Dial4light’ wären, wie viel dadurch eingespart werden könnte und welche Bereiche aus Sicht der Verwaltung für das System infrage kämen.“ Kockartz-Müller ergänzt: „Uns ist sehr wichtig, die Bürger mitzunehmen. Für eine Testphase sollte die Auswahl der Straßen gemeinsam mit den Bürgern erfolgen. Ängste und Bedenken nehmen wir sehr ernst. Neben dem ökonomischen Nutzen ist das Modell natürlich auch ökologisch sinnvoll, da nur dann Licht eingeschaltet wird, wenn es benötigt wird.“

„Ob sich das bei unserer modernen Beleuchtung rechnen würde, ist zu überprüfen“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender André Heryschek. „Insgesamt würde sich dadurch jedoch voraussichtlich die allgemeine Sicherheit verringern. Das kann nicht unser Ziel sein. Außerdem ist es mitnichten so, dass alle Mitbürger versierte Handynutzer sind. Von daher sehe ich das eher kritisch.“ Mittlerweile haben sich weitere Kommunen wie Gütersloh und Borken entschlossen, das Modell zu nutzen.

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