Sozialverband in Neuss „Kurve kriegen“ - Eine Erfolgsgeschichte für den SKM

Neuss · Der Sozialverband ist unter Druck und fürchtet, letzte Reserven angreifen zu müssen. Das gab es noch nie, ist aber erklärbar.

Philip Benning, gerade im Amt bestätigter Vorsitzender des SKM, fürchtet um die wirtschaftliche Stabilität des Sozialdienstes.

Philip Benning, gerade im Amt bestätigter Vorsitzender des SKM, fürchtet um die wirtschaftliche Stabilität des Sozialdienstes.

Foto: Thilo Zimmermann

(-nau) Wenn es eines Beispiels für die wichtige Rolle bedürfte, die Sozialdienste in der Gemeinschaft spielen, dann hat ihn Sara Glanz erbracht. Sie stellte bei der Mitgliederversammlung des Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) am Mittwochabend im Haus Derikum das Projekt „Kurve kriegen“ vor, dass Kinder und Jugendliche im Alter zwischen acht und 15 Jahren von der schiefen Bahn holen und ihr Abrutschen in die Kriminalität verhindern soll.

Bei diesem kriminalpräventiven Projekt der Polizei steuert der SKM in Neuss die pädagogische Komponente bei. Für Serena Becker, seit dem 1. September Geschäftsführerin des Verbandes, gehört „Kurve kriegen“ zu den „Perlen des SKM“. Weil, wie sie hinzufügt, es messbare Ergebnisse gibt. „Wenn ein Jugendlicher nämlich nicht mehr straffällig wird und aus einer kriminellen Karriere aussteigt“, sagt sie.

Der Bericht am Ende der Tagesordnung war offenbar auch als kleines Trostpflaster gedacht, denn der Sozialverband steht – wie viele andere derzeit auch – schwer unter Druck. Grund sind die finanziellen Belastungen, die sich auch aus den gerade gefassten Tarifabschlüssen ergeben. Das Defizit des vergangenen Jahres in Höhe von 133 000 Euro kann der SKM noch aus einer über einen langen Zeitraum angesparten Rücklage ausgleichen. Dieses „Minus“ war nach Angaben von Schatzmeister Stephan Meiser erwartet worden.

Das für dieses Jahr erwartete Minus in Höhe von 255 000 Euro – bei einem Jahresetat von vier Millionen Euro – werde dagegen in voller Höhe liquiditätsmindernd wirken, wie der Vorsitzende Philip Benning feststellt. Komme es dazu, „wäre das in der Vereinsgeschichte einmalig und raubte uns in Jahrzehnten aufgebaute Stabilität“. Dabei, fügt er mit Blick auf die — auch psychischen – Folgen der Pandemie, sowie von Krieg und Teuerung hinzu, „war die Verunsicherung noch nie so groß, mussten wir mehr Menschen beistehen, wurde der SKM so gebraucht wie im Moment.“ Und noch nie sei er so froh gewesen, in den fünf Fachdiensten (Kinder- und Familienhilfe, Schuldner- und Insolvenzberatung, Vormundschaften, Betreuungen und Gemeinwesenarbeit) so qualifizierte Fachkräfte zu wissen.

Ursache für die Probleme sind nicht unternehmerische Fehlentscheidungen, sondern vor allem, dass Mittel bei den Geldgebern – meist der öffentlichen Hand oder der Kirche – stets mit zeitlichem Verzug beantragt werden und bewilligt wurden, als der Tarifstreit und die Energiepreissteigerung nicht absehbar waren.

Der SKM stemmt sich dagegen, beschäftigt erstmals eine Fachfrau für das Controlling, lässt die Buchhaltung beim SKFM Düsseldorf machen – und will nun viel stärker Spenden einwerben.

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