Kunst in Kaarst: Bilder sollen weiter wirken

Peter Hagen muss die Gaststätte „Haus Marianne“ aufgeben. Schweren Herzens trennt er sich von liebgewordenen Kunst-Unikaten.

Kaarst. Es ist ein Abschied auf Raten, der Peter Hagen schmerzt. Seit 1992 führt der 58-Jährige gemeinsam mit seiner Frau Marlies die Gaststätte "Haus Marianne" in Driesch. Seit dieser Zeit geht er täglich an Siebdrucken und Bildern vorbei, die Burkhard Siemsen, Mitglied der Künstlervereinigung Salix, speziell für diese Räumlichkeiten geschaffen hat. Und von denen Hagen und seine Frau sich nun trennen müssen.

Denn der Gastronom muss die Gaststätte, die immerhin seit mehr als einem halben Jahrhundert in Driesch existiert und die bis 1957 "Schützenlust" hieß, Ende April aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Ein Pächter konnte nicht gefunden werden, die einzige Tochter arbeitet als Informatikerin im benachbarten Meerbusch.

"Wir haben die Gaststätte damals von meinen Eltern übernommen", erinnert sich Hagen. "Die Dekorationen an den Wänden nahmen wir ab und gestalteten alles neu." Wichtig sei von Anfang an gewesen, dass der Blick der Gäste nicht auf altbekannten Drucken von alten Meistern hängenbleibt, wie sie in vielen anderen Wirtschaften auch zu finden sind, sondern an Unikaten. Nach Möglichkeit von Künstlern aus der Umgebung.

Hagen: "Wir hatten damals einen Bekannten, der ebenfalls eine Gaststätte eröffnet hatte, und der sich für viel Geld über Kunstmessen seine Dekoration beschafft hat." Ein Fehler, den Hagen und seine Frau nicht machen wollten. "Wenn man von der Künstlerszene keine Ahnung hat, dann kann es natürlich passieren, dass man viel Geld zahlt und gar nicht weiß, wofür."

Schnell war der Kontakt zu Burkhard Siemsen geknüpft, dessen Atellier in unmittelbarer Nähe der Gaststätte liegt. Der Künstler vereinbarte einen Ortstermin und sah sich in der Gaststätte um. "Und seitdem leben und arbeiten wir inmitten seiner Werke", sagt Hagen und blickt sich versonnen in seiner Gaststätte um.

Natürlich hat er im Laufe der 16Jahre beinahe persönliche Beziehungen zu dem ein oder anderen Bild aufgebaut. "Schließlich sehen wir sie jeden Tag. Sie sind stets da, egal, ob draußen die Sommersonne scheint, der Schnee im Winter fällt oder der Herbstnebel durch die Straßen zieht." Und so verwundert es auch nicht, dass eines seiner Lieblingsstücke ein Ensemble ist, das einen Stuhl jeweils zu den vier Jahreszeiten zeigt.

Alles Überlegen half nichts. Peter Hagen und seine Frau müssen sich von den meisten Kunstwerken aus der Hand von Burkhard Siemsen trennen. "Wir haben nur eine kleine Wohnung", bedauert Hagen. "Natürlich könnten wir uns die Bilder auf den Speicher stellen. Aber da wirken sie nicht weiter."

Deswegen hat er das "Haus Marianne" kurzfristig in eine Galerie umfunktioniert. Interessierte können sich in Ruhe die Kunstwerke anschauen und dabei überlegen, ob sich so manches Bild nicht auch an der heimischen Wand gut machen würde. Zu einem guten Preis.

Hagen: "Wir wollen da nichts dran verdienen. Uns geht es nur darum, dass die Bilder weiterhin andere Wände zieren. Das, was die Bilder kosten, das haben wir zum Teil nur für die Rahmen gezahlt."

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