Kulturnacht: „Neuss kann mehr als das Schützenfest“

Die 10. Veranstaltung stand unter dem Motto „Kulturen der Welt — Heimat in Neuss“ und kam bei den Besuchern gut an.

Neuss. Bereits am Rheinwallgraben und der Hafenstraße konnten Fußgänger ungewöhnliche Töne vernehmen. Dem Trommelwirbel folgend, gelangte man auf den Platz vor der Stadtbibliothek. Dort schlugen zehn Trommler — in schwarze Karate-Gis mit roten Gürteln gekleidet — auf Taiko-Trommeln.

Die Zuschauer waren begeistert von der japanischen Taiko-Trommelgruppe Tentekko, die mit ihrer Vorstellung im Rahmen des japanischen Abends in der Stadtbibliothek Teil der zehnten Kulturnacht Neuss war. Anders als die bisherigen Kulturnächte, stand die diesjährige unter einem Motto: „Kulturen der Welt — Heimat in Neuss“.

Das Thema aufgreifend wurde den Neussern ein vielfältiges Programm geboten. Im Tanzraum bewegten sich Frauen zu brasilianischen Klängen. Sie versuchten sich in einem kostenlosen Capoeira-Schnupperkurs, der zuvor auch schon die Kinder begeistert hatte. „Bei unseren interkulturellen Veranstaltungen stellen wir immer wieder fest, dass sich vor allem Kinder sehr neugierig und offen auf fremde Kulturen einlassen“, sagte Susanne Cistecky, Leiterin des Tanzraums.

Im Clemens-Sels-Museum erlebten die Zuschauer eine Modenschau der besonderen Art. Anders als auf internationalen Laufstegen erklärten die Models den Besuchern in amüsanten Anekdoten die vorgeführten Kleidungsstücke. Unter dem Titel „Von paenulla bis tunica“ wurde zu römischer Musik die typische Kleidung von Römern und Germanen präsentiert.

Das vielfältige Programm, bestehend aus Ausstellungen, Lesungen und Musik, lockte viele Besucher an. „Wir haben dieses Jahr viel mehr Publikum als im Vorjahr“, freute sich Anne-Marie Buchholz, Mitarbeiterin des Museums.

Ein weiterer Höhepunkt war die Vorführung einer jungen asiatischen Musikerin der Deutschen Kammerakademie Neuss auf einer E-Violine im Atelierhaus. Sie spielte Stücke von Bach, untermalt mit Dance Beats — und überraschte die meist älteren Besucher, die zuvor bereits die „Classical beats of the world“, Klänge klassischer Musik arabischer Komponisten und Melodien des Balkans, gehört hatten. „Sie ist ja wie ein kleiner Paganini“, sagte Renate Grewer (82) begeistert.

Das Programm kam bei den Besuchern sehr gut an. So zum Beispiel bei Beate und Peter Wastl, die seit Jahren keine Nacht der Kultur auslassen. „Damit beweist Neuss jedes Jahr aufs Neue, dass es noch mehr kann als das Schützenfest“, sagte Peter Wastl.

Auch die Veranstalter der Kulturnacht freuten sich über die tolle Stimmung am Abend und die Resonanz der Besucher. Kulturdezernentin Christiane Zangs lobte, dass durch die Themensetzung viele Neusser mit Migrationshintergrund angesprochen wurden: „Mich hat es überrascht und bewegt, wie gern die Menschen an der Mitmachaktion im Romaneum teilgenommen haben.“ Dort konnten Interessierte auf Zetteln notieren, was Heimat für sie bedeutet. „In den Notizen spiegelt sich Wehmut und Zerrissenheit der Menschen wider, die ihre Heimat verlassen haben — aber auch viel Optimismus.“

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