Kostenlos zum Feierabendmarkt

Zu den letzten beiden Feierabendmärkten des Jahres können die Grevenbroicher gratis mit dem ÖPNV anreisen.

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Foto: cso-

Grevenbroich. Zwei Mal noch steht der Feierabendmarkt 2017 auf dem Programm, für diese beiden Termine am 20. September und 4. Oktober hält die Stadt zusammen mit Sponsoren ein besonderes „Bonbon“ bereit. Die Besucher können innerhalb des Stadtgebietes (VRR-Tarifgebiet 61) an dem Tag von 16 bis 23 Uhr Linienbusse und Bahnen benutzen, ohne dafür zu bezahlen. Voraussetzung ist aber ein besonderes Freifahrt-Ticket, das sie sich erst an vier Stellen in der City besorgen müssen (siehe Infokasten).

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Bürgermeister Klaus Krützen sieht die Gratisbus-Aktion als „Testballon“. Werde die Aktion gut angenommen, solle über weitere solcher Angebote für den kostenfreien ÖPNV nachgedacht werden. „Wir wollen einfach mal Neues denken — trotz hoher Hürden und sicher negativen Stimmen“, sagte Krützen bei der Vorstellung gestern.

Den Stein ins Rollen gebracht hat der Südstädter Claus Schäfer, der sich in der „Schlaubus“-Initiative für den Gratisbus engagiert. Als Vorbild nennt er die belgische Stadt Hasselt — etwa so groß wie Grevenbroich. „Ich war dort vor etwa zehn Jahren zu Besuch und wunderte mich über die große Fußgängerzone und die vielen Geschäfte. Und ich fragte mich, wo denn die Autos waren.“ Des Rätsels Lösung: Bereits vor 20 Jahren hatte die Stadt den für Fahrgäste kostenfreien Linienbusverkehr eingeführt.

Danach kamen mehr Besucher in die Innenstadt. „Leerstände füllten sich, 70 Restaurants, Kneipen und Bars wurden eröffnet.“ 2000 Arbeitsplätze seien geschaffen worden, „Einwohnerzahl und Steuereinnahmen stiegen. Und die Busse waren voll“, berichtet Schäfer. Ein Wermutstropfen: 2012 wurde das Gratisbus-System in Hasselt korrigiert, nur für Unter-19-Jährige und ältere Menschen war die Fahrt danach weiter kostenfrei. Als Grund für die Änderung nennt Schäfer Verschiebungen in der politischen Landschaft. Doch weltweit würden rund 60 Kommunen ähnliche Angebote machen, wie zum Beispiel Tallinn in Estland.

Mehr City-Besucher, würde Werbering-Chef Heiner Schnorrenberg natürlich auch gern in Grevenbroich sehen. „Alles ist gut, was Kunden in die Innenstadt führt.“ Doch Bürgermeister Krützen weiß, dass es bis zu einem Gratisbus-System in Grevenbroich ein äußerst weiter Weg ist. „Beim öffentlichen Personennahverkehr bei uns gibt es viele Beteiligte vom Kreis über den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr bis zu Vekehrsunternehmen“, sagt Krützen. Er denkt an kleine Schritte, die in der Politik besprochen werden müssten. Denkbar sei etwa ein Versuch auf einer einzelnen Linie, „dafür müssten wir ermitteln, was das kosten würde“, erklärt Krützen. Rund 2,2 Millionen Euro zahlt die Stadt derzeit im Jahr für den ÖPNV.

Doch erst einmal geht es um die Fahrten zu den Feierabendmärkten: Die Stadt hat die Einzelheiten mit der Kreisverkehrsgesellschaft und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr besprochen. „Beim VRR war man anfangs nicht begeistert“, es sei dann aber alles geregelt worden, berichtet Ursula Hauguth von der Stadt. 1500 Euro pro Tag muss die Stadt für Einnahmeausfälle an den VRR zahlen. Fünf Sponsoren — Sparkasse Neuss, Werbering Grevenbroich, Montanushof, Leven Goldschmuck, Uhren, Augenoptik und die Erftsiedlungsgenossenschaft Gindorf — machen es möglich.

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