Korschenbroich: Selbstmord vor der Zwangsräumung
Als der Gerichtsvollzieher Donnerstagmorgen nach Korschenbroich kam, lag das Bewohner-Paar erschossen im Bett.
Korschenbroich. In Korschenbroich sind gestern um 9 Uhr die Leichen eines 61-jährigen Mannes und seiner 57-jährigen Lebensgefährtin gefunden worden. Das Paar lag erschossen im Bett, als ein Gerichtsvollzieher das Einfamilienhaus An der Blankstraße zwangsweise räumen wollte. Die Polizei fand eine Pistole, sie geht von Selbstmord aus. Unklar ist, ob sich beide eigenhändig umbrachten oder einer zunächst den anderen - oder ob einer vielleicht gar nicht in die Tat eingewilligt hat.
Klar ist: Horst K. (Name geändert) war Offizier der Marine und mit 61 Jahren im Ruhestand, seine Lebensgefährtin Regina M. arbeitete als Sekretärin in Norf. Ein nettes Paar, heißt es bei den Nachbarn, freundlich, aber scheu. Vor etwa zwei Jahren erst soll das Paar das Haus als Alterssitz in ruhiger Lage gekauft haben. Horst K. hatte viel vor: Dacherneuerung, Zaunreparatur und Swimming-Pool, selbst Bäume wollte er im Garten hinter dem Haus fällen. Doch dazu kam er nicht. Stattdessen quälten ihn und seine Partnerin Mahnungen, von Gehaltspfändungen ist die Rede, immer wieder kamen Forderungen. Vor allem um das Geld für den Hauskauf soll es gegangen sein.
Doch das Einkommen reichte anscheinend nicht aus. "Er hat mal von einem Eigenheim in Spanien erzählt, das er besitze und verkaufen wolle, um die Schulden zu bezahlen", sagt ein Bekannter des Paares. Sogar Fotos von der Finca habe Horst K. ihm gezeigt, schließlich aber nicht mehr davon gesprochen. Dann, vor allem in letzter Zeit, habe er "stapelweise Lottoscheine ausgefüllt" und sie zur Annahmestelle gebracht. Dass er mit Lotto versucht habe, das Haus zu retten, habe Regina M. gar nicht wissen dürfen, sagt der Bekannte.