Kommunalwahl 2020 in Neuss Rekordzahl bei den Kandidaten

Neuss. · Fünf Kandidaten hatten sich 2015 um das wichtigste politische Amt in Neuss beworben, sechs sind es schon jetzt. Wie sich die AfD neu positioniert, ist offen. Das Zentrum und eine neue Wählerinitiative treten ohne Spitzenkandidaten an.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Das Zentrum hat am Freitagabend als vermutlich letzte Partei in Neuss Personalentscheidungen für die Kommunalwahl getroffen. Eine davon war, keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. Reinhardt Wendt, erst seit einigen Wochen wieder Ortsvorstand dieser Kleinpartei, war vorgeschlagen, winkte aber ab. Ob das Zentrum einen anderen Bewerber unterstützt, ist offen. „Wir kennen weder Herrn Bürgermeister Breuer noch den CDU-Kandidaten Büchler“, sagte Julian Wagner vom Jugendverband im Zentrum (JIZ) zur Begründung.

Das klingt, als müssten auch die aussichtsreichsten Bewerber noch daran arbeiten, bei einer breiten Wählerschaft bekannter zu werden. Reiner Breuer (SPD), der mit dem Amtsbonus des Bürgermeisters eine zweite Amtszeit ansteuert, fängt damit gerade erst an. Lange war Breuer, der beim Politischen Aschermittwoch seiner Partei das Ziel ausgab, schon im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erringen zu wollen, nicht gewillt, in den Wahlkampfmodus zu schalten, wie er sagte. „Ich habe einen Job zu erledigen.“ Doch hinter ihm liegen zwei Urlaubswochen, in denen er sich vorrangig um Flyer, Plakate und andere Wahlkampfarbeitsmittel kümmerte. Vom heutigen Montag an ist er wieder im Dienst und vorbereitet, an zwei „Fronten“ zu kämpfen.

Kommt Breuer der Amtsträgerbonus zu Gute?

Fünf Bewerber waren 2015 angetreten, um den nicht mehr kandidierenden Bürgermeister Herbert Napp (CDU) zu beerben, sechs Kandidaten stehen nach derzeitigem Stand auf dem Wahlzettel, wenn auf den Tage genau in zwei Monaten Kommunalwahl ist. Es könnten mehr sein – und auch noch werden.

Das Wählerbündnis „Vielfalt und Gerechtigkeit für Neuss“ wird nicht dazu beitragen. Diese gerade erst formierte Gruppe um den Vorsitzenden Bayram Öz hat andere Sorgen. Am Freitag war Öz beim Wahlamt, um diese Gruppierung unter dem Namen „Aktiv für Neuss“ zur Kommunalwahl anzumelden und die dazu nötigen Unterstützerunterschriften abzugeben. Aber er wurde abgewiesen. Der Name, berichtet Öz, habe zu sehr nach der auf Kreisebene antretenden Wählerinitiative „Die Aktive“ geklungen. Also wurde das Bündnis direkt am Freitag umbenannt in der Hoffnung, noch akzeptiert zu werden. Ahmet Tuzkaya, der 2015 schon Bürgermeisterkandidat der BIG-Partei war, hätte diese Gruppe wieder gerne nach vorne geschoben, doch der sagte ab.

Wie die AfD sich nach dem Tod von Schilder aufstellt, ist offen

Nein, wenn sich die Kandidatenzahl noch erhöht, dann durch die AfD. Deren bereits nominierter Bürgermeisterkandidat Michael Schilder, der auch auf Platz eins der AfD-Reserveliste für den Stadtrat stand, ist vor wenigen Tagen überraschend verstorben. „Wir sind im Moment so hilflos“, sagt Karin Weinert, die ehemalige Kreisvorsitzende. Dirk Kranefuß, derzeit Vorsitzender der Ratsfraktion, wird die Lücke nicht schließen können. Er kandidiert schon für den Posten des Landrates. Immerhin hat die AfD noch Zeit, ihre Reserveliste zu überarbeiten. Abgabeschluss ist am 27. Juli.

Die anderen Parteien haben diese Aufgabe schon erledigt und auch ihre Bürgermeisterkandidaten benannt: Reiner Breuer (SPD), Jan-Philipp Büchler (CDU), Michael Klinkicht (Grüne), Michael Fielenbach (FDP) und Roland Sperling (Linke) stehen schon länger als Kandidaten fest, jüngster Neuzugang in dieser Riege ist Thomas Lang, der für „UWG/Freie Wähler Neuss“ antritt.

Ein Problem aller Kandidaten ist, dass es im Coronavirus-Jahr 2020 kaum Gelegenheit für eine direkte Auseinandersetzung gibt. Erst zwei Podiumsdiskussionen konnten sie bislang im Terminkalender notieren: am 20. und am 24. August.

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