Kleine Hilfsaktion: Unterstützung für Kambodscha

Neusser unterstützt mit dem Verein „Kleine Hilfsaktion“ ein Dorf in Kambodscha.

Neuss. Durch das kambodschanische Banan läuft im Januar ein kleiner nackter Junge. Der Dreijährige fällt Roland Debschütz erst mal nicht weiter auf, im Dorf in den Reisfeldern leben viele Kinder. Dann sieht er, dass Vichika nur eine Hand und keine Füße hat. Er läuft auf den Beinstümpfen. „Wenn er älter wird, müssen seine Eltern weiter für ihn sorgen“, sagt der Neusser. Wenn Vichikas Eltern nicht mehr leben, stirbt auch Vichika.

„Es gibt kein soziales Netz in Kambodscha“, sagt Debschütz. Seit vier Jahren reist der 46-jährige Neusser in das kambodschanische Dorf, um die Not seiner Einwohner zu lindern (die WZ berichtete). Mit dem Neusser Verein „Kleine Hilfsaktion“ sammelt er Spenden und organisiert die kleinen Projekte vor Ort.

Bei Vichika ist klar, dass hier kein neues Dach über dem Kopf oder ein Brunnen — typische Hilfsaktionen des Debschütz-Vereins — hilft. Der Neusser sucht und findet einen Paten in Deutschland für ihn, der jetzt monatlich 60 Euro für die schulische Ausbildung und Anschaffungen des Jungen bezahlt.

Als Debschütz im Januar in Banan arbeitet, ist die Mutter schwanger. Auf einem Dorffest setzen die Wehen ein. Die Frau liegt in der Krankenstation, ein karger Raum ohne Möbel. Schnell steht fest, dass es eine lebensgefährliche Steißgeburt mit Zwillingen wird. Debschütz schlägt die Ambulanz vor.

„In unserem Dorf war noch nie eine Ambulanz“, ist die Antwort. Es folgt der nächste Schreck. Das Krankenhaus in der nächsten Stadt nimmt die Frau nicht auf, weil es keine Erfahrung mit Steißgeburten gibt. Erst eine private Klinik wagt den riskanten Eingriff. Allerdings kostet der Einsatz hunderte Dollar. Die „Kleine Hilfsaktion“ übernimmt mit Geld, das im letzten Jahr im Rheinland gesammelt wurde.

„Drei Menschen hätten sterben können, sind aber jetzt wohlauf“, sagt Debschütz. Im Haus der Familie werden Dach und Fußboden erneuert, sie bekommt ein Babyset, Matratzen und Decken. Mit 40000 Euro Spendengeld verwirklicht der Mann aus Neuss im Januar seine Projekte. Die Zahl der Spenden hat sich innerhalb eines Jahres fast verdreifacht. Genauso wie die Arbeit.

„Zurzeit arbeite ich täglich bis zu fünf Stunden für die Kleine Hilfsaktion“, sagt der Fahrlehrer für Motorradrennfahrer und ehemalige deutsche Motorradmeister. Alles unentgeltlich, deshalb sucht er immer Unterstützer. Wichtig sind ihm nicht nur Einzelspenden, sondern Neusser, die Mitgliedsbeiträge in dem Verein zahlen. Darüberhinaus hofft Debschütz auf mehr Unterstützung von Unternehmen, die Fördermitglieder werden können. Zum anderen braucht es ideelle Helfer:

„Was mir helfen würde, wären Unterstützer, die Spenden organisieren oder neue Mitglieder werben“, sagt Debschütz. Nur so kann das Ziel des Neusser Vereins erreicht werden. „Langfristig wollen wir ein komplettes Dorf in Selbstversorgung“, sagt der Initiator.

Weitere Informationen zum Verein „Kleine Hilfsaktion“ unter Telefon 02131/46 08 89 oder im Internet.

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