Kitas klagen über Probleme im Therapie-Bereich

Der Landschaftsverband Rheinland will die Finanzierung von Zusatzförderungen verändern

Kitas klagen über Probleme im Therapie-Bereich
Foto: Büntig

Neuss. Die gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderungen ist seit Mitte der 1980er-Jahre das Ziel von integrativen Kindertagesstätten. Doch das sehen Neusser Träger in Gefahr, weil der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die Finanzierung der nötigen Zusatzförderungen verändern will. Dementsprechend aufgeheizt war die Stimmung im Jugendhilfeausschuss, als LVR-Sozialdezernent Lorenz Bahr die Änderungen verteidigte.

„Wir haben jetzt schon einen Qualitätsverlust in der Betreuung“, sagte Ralf Heupts. Er ist Geschäftsführer der Lukita, die seit anderthalb Jahren die neun ehemals städtischen Kindergärten betreibt. „Wenn zum Beispiel ein Therapeut für eine Behandlung in die Kita kommt, aber das Kind genau in dem Moment gar nicht aufnahmefähig ist. Dann ist das rausgeschmissenes Geld.“

Bislang waren Logopäden, Motopäden und andere Therapeuten direkt in den Kindergärten beschäftigt und standen dort allen Mädchen und Jungen, die Förderbedarf hatten, zur Verfügung. Finanziert wurde dies vom LVR als freiwillige Leistung. Nun nimmt der Landschaftsverband die Krankenkassen, die dafür eigentlich die ganze Zeit hätten zahlen müssen, in die Pflicht. Mit der Folge, das für jedes Kind ein Attest vorgelegt und ein Therapeut gebucht werden muss.

„Wenn mehrere Kinder ein Attest haben, kann durchaus wieder ein Therapeut für einen bestimmten Zeitraum beschäftigt werden“, sagte Lorenz Bahr. Das besänftigte die Neusser jedoch nicht. „Das Problem ist, dass die Therapiestunden nicht auf einmal bewilligt werden, sondern wir sie nach und nach von den Krankenkassen erhalten“, erklärte Gesine Eschenburg, Geschäftsführerin der Lebenshilfe, die elf integrative Kitas in Neuss betreibt. „Deshalb wissen wir zu Beginn eines Kita-Jahres nicht, wie viele Therapeuten wir einstellen sollen.“ Und wenn der Bedarf irgendwann feststehe, sei es schwierig, das passende Personal zu finden. „Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist für uns nicht rosig.“ Damit seien Kinder mit Förderbedarf jetzt im Nachteil, trotz aller Forderungen nach Inklusion.

So weit solle es nicht kommen, versicherte Bahr. „Die Träger haben die Möglichkeit, Härtefallregelungen zu beantragen.“ 26 seien bereits NRW-weit eingegangen. „Alle wurden einvernehmlich geklärt.“

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