Kita-Gebühren neu sortiert

Verwaltung stellt „gerechteres System“ vor. Beiträge steigen.

Neuss. Umfangreiche Änderungen bei den Beiträgen zur Kinderbetreuung in Kitas und der Tagespflege werden ab Sommer auf die Eltern zukommen. Am Donnerstag stellte die Verwaltung das Paket vor.

Das neue Beitragssystem sei gerechter, und es stärke die Tagespflege, sagte Sozial- und Jugenddezernent Stefan Hahn. Unter dem Strich erhält die Stadt Mehreinnahmen von 500 000 Euro jährlich — so hat es der Rat im Grundsatz mit dem Haushalt 2013 bereits beschlossen.

Derzeit weicht die Aufteilung der Finanzierungskosten für die Kinderbetreuung deutlich von dem ab, was das Gesetz vorsieht. Demnach würden Stadt und Land jeweils 36 Prozent der Kosten übernehmen, die Eltern durch ihre Beiträge 19 Prozent und der Träger 9 Prozent. Tatsächlich finanziert die Stadt 44 Prozent, die Träger zahlen 5 Prozent, die Eltern 15 Prozent. Mit der jetzt vorgestellten — und noch nicht beschlossenen — Neuregelung verschiebt sich der Finanzierungsanteil um einen Prozentpunkt von der Stadt auf die Eltern.

Die Verwaltung hat in ihrem neuen Beitragsmodell zum einen die unterschiedlich hohen Kosten der Betreuung stärker berücksichtigt. So reicht die Spannbreite der Kosten für einen Platz pro Jahr von etwa 4700 Euro (Ü 3, 25 Stunden) bis 20 000 Euro (U 2, 45 Stunden). Außerdem sollen mehr Einkommensstaffeln eingeführt und zudem die Betreuung der Unter-Dreijährigen nochmals in die Kategorie Unter-Zweijährige und Zweijährige differenziert werden. Die Beitrags-Freigrenze wird von 20 000 auf 23 000 Euro angehoben.

Generell gilt: Höhe Leistung führt zu höherem Beitrag. Am wenigsten ändert sich bei der Betreuung der Über-Dreijährigen. Für mittlere und höhere Einkommen steigen die Gebühren, vor allem für die Betreuung der Unter-Zweijährigen. Am deutlichsten steigt der ohnehin höchste Beitrag: Bei einem Einkommen von mehr als 105 000 Euro wären für die Betreuung eines unter-zweijährigen Kindes für 45 Stunden künftig 802 Euro zu zahlen, fast 360 Euro mehr als derzeit. Eine solche Betreuung werde von dieser Einkommensgruppe aber wohl nur in Ausnahmefällen verlangt, sagt Hahn, der die kleinsten Kinder ohnehin in der Tagespflege besser aufgehoben sieht.

Auch dort gibt es Veränderungen. Die Tagesmütter — Tagesväter sind nach wie vor die Ausnahme — erhalten bei hoher Qualifikation künftig 5 Euro statt 4,50 Euro pro Kind und Stunde, die Tagesmütter mit Basisqualifikation leicht erhöht 4,20 Euro. Die Zertifizierung wird voll vom Jugendamt übernommen. Bis zu fünf Jungen und Mädchen können von einer Tagesmutter betreut werden. Daneben gibt es das Modell der Großpflege mit bis zu neun Kindern und drei Bezugspersonen.

Stefan Hahn betonte am Donnerstag den großen Vorteil der Tagespflege, die bedarfsgerechte Betreuungszeit, gerade für die kleinsten Kinder. In den meisten Kategorien der Tagespflege sind Beitragssenkungen vorgesehen.

Die Vorschläge der Verwaltung müssen vom Jugendhilfeausschuss und dem Stadtrat beschlossen werden. Der Beigeordnete setzt darauf, dass die Politik mitzieht. „Ich hätte kein Verständnis, wenn die Fraktionen Beitragserhöhungen für höhere Einkommen verhindern und wir dann die Differenz über Kredite zu Lasten aller finanzieren müssten.“

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