Keine Zukunft für Fachmarktzentrum

Einem Gutachten des TÜV zur Folge kann das Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik nicht von Edeka bebaut werden.

Keine Zukunft für Fachmarktzentrum
Foto: Lothar Berns

Dormagen. Seit rund zehn Jahren gibt es Pläne unterschiedlicher Art, wie auf dem riesigen Areal der ehemaligen Zuckerfabrik ein Einkaufs- oder Fachmarktzentrum realisiert werden kann. Ein höchst umstrittenes Projekt. Gestern kam das Aus. Nach den Aussagen der Gutachter des TÜV Süd in der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses ist der Abstand zwischen dem geplanten Fachmarktzentrum, das von der Edeka-Group gebaut werden soll, und Störfallbetrieben im Chempark nicht ausreichend groß genug. „Nach den störfallrechtlichen Vorgaben ist eine Einzelhandelsnutzung dort nicht genehmigungsfähig“, sagte Bürgermeister Erik Lierenfeld. „Wir haben den Eigentümer Edeka darüber unverzüglich informiert.“

Zunächst bleibe aber, so Lierenfeld, abzuwarten, ob das Gutachten in der vorliegenden Form von den zuständigen Behörden anerkannt werde. Damit sind die Bezirksregierung und das Landesumweltamt gemeint.

Das Projekt Fachmarktzentrum ist negativ betroffen, weil es sich um ein neues Bauvorhaben in diesem Bereich handelt. „Für alle vorhandenen Wohngebäude und Gewerbegebiete im Bereich südlich der Europastraße gilt Bestandsschutz“, sagt Stadtplaner Gregor Nachtwey. „Auch die Römer-Therme und der Sportpark am Höhenberg sind in ihrer heutigen Form durch die Seveso-Richtlinie nicht gefährdet.“

Die Stadt hatte das Gutachten in Auftrag gegeben, um zahlreiche Bauvorhaben wie etwa das Großprojekt der Baugenossenschaft zwischen Ubierstraße und Helbüchelstraße endlich auf den Weg bringen zu können. Dort ruhen die Verfahren bis klar ist, ob nach der Seveso-Richtlinie besondere Auflagen zu beachten sind. Ohne gutachterliche Untersuchung gelten bisher generelle „Achtungsabstände“ zu Störfallbetrieben im benachbarten Chempark. Sie reichen bis an die Robert-Koch-Straße im Norden der Innenstadt. „Nach dem TÜV-Gutachten werden sich die konkret ermittelten Abstände aber erheblich reduzieren“, so Lierenfeld.

So gibt es auch gute Nachrichten: In Hackenbroich könnte nach den TÜV-Ergebnissen das Bauvorhaben auf dem Gelände hinter der Alten Schule bald umgesetzt werden. In den Bereich der angemessenen Sicherheitsabstände fällt lediglich ein kleiner Teil der Wohnbebauung an der Claudiusstraße. Betroffen sind — auch durch die benachbarte Biogasanlage auf Kölner Stadtgebiet und einen Entsorgungsbetrieb — zudem Flächen im Gewerbegebiet Hackenbroich. „Über den Bestandsschutz hinaus können dort nach unserer Einschätzung aber weitere Firmenansiedlungen vorgenommen werden, wenn es sich nicht um Einzelhandelsbetriebe oder andere Unternehmen mit öffentlichem Publikumsverkehr handelt“, sagt Nachtwey. Ähnliches gilt für die ehemalige Friedhofserweiterungsfläche im Gewerbepark Top-West, die ebenfalls in den Bereich der angemessenen Abstände fällt. Zukünftig soll dieses Areal für zusätzliche Betriebe genutzt werden. „In Rheinfeld hat sich die Situation nach den TÜV-Ergebnissen deutlich entspannt und auch in Delrath ist nur ein geringer Randstreifen von Sicherheitsabständen durch einen nahegelegenen Spezialgashändler tangiert“, so Nachtwey.

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