Kaum Kita-Plätze in Unternehmen

Stadt plant eine Großtagespflege für Kinder von Mitarbeiterinnen.

Neuss. Mit allen verfügbaren Mitteln versucht die Stadt in diesen Monaten, noch Plätze zur Betreuung der unter Dreijährigen zu schaffen. Kindertagespflege ist dabei eine hoch geschätzte Alternative.

So manches Mal war in den Diskussionen angeklungen, dass die großen Unternehmen sich mit eigenen Angeboten zurückhalten — nicht zuletzt angesichts des Rechtsanspruchs, de ab Sommer gilt. Auch die Stadtverwaltung selbst war da keine Ausnahme. Zum 1. August soll sich das ändern.

Dann eröffnet die Stadt zwar keine Betriebs-Kita für Kinder ihrer Mitarbeiter, aber doch eine Großtagespflege: neun Plätze für unter Dreijährige, die von drei Tagesmüttern betreut werden. Entsprechende Räumlichkeiten sind im Domizil des Kinderschutzbundes an der Michaelstraße 8-10 (s. unten) direkt am Rathaus gefunden. 20 Interessenten gibt es bereits.

„Uns fehlen oft genug qualifizierte Mitarbeiterinnen, die wegen ihres Kindes zu Hause bleiben“, sagt Sozialdezernent Stefan Hahn. „Wir möchten einen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf leisten — und setzen auch auf ein wenig Vorbildfunktion.“

Entsprechende Angebote in Neusser Unternehmen gibt es kaum. Die einzige betriebliche Kita — nur für Mitarbeiter des Unternehmens, errichtet ohne öffentliche Förderung — stellt das Unternehmen Janssen-Cilag. 20 Plätze für Jungen und Mädchen von sechs Monaten bis zu vier Jahren werden vorgehalten. Insgesamt arbeiten auf dem Johnson & Johnson-Campus fast 900 Mitarbeiter, rund 500 bei Janssen, etwa 400 bei J&J Consumer. Beiden Unternehmen stehen jeweils zehn Betreuungsplätze in der Kita zur Verfügung.

„Das Spatzennest verschafft den bei uns tätigen Müttern und Vätern die notwendige Flexibilität, ihren Beruf und ihr Familienleben optimal miteinander zu verbinden“, erläutert Franz Zils, Personalvorstand bei Janssen, die Beweggründe für die Eröffnung der betriebseigenen Kindertagesstätte 2006. Betreiber ist das Unternehmen Kinder-Hut.

Der Konzern 3 M im Hammfeld bietet zwei Großtagespflegegruppen für insgesamt 18 Kinder von vier Monaten bis zu drei Jahren von Mitarbeitern des Unternehmens an. Am Standort Neuss gibt es 1690 Mitarbeiter. Träger der Einrichtung „3 M Minis“ ist die Düsseldorfer Awo. Die im März 2011 eröffnete Einrichtung wurde neu gebaut. Bei 3 M verweist man gern auf die flexible Platzregelung: So gibt es beispielsweise Mütter in Teilzeit, die an unterschiedlichen Tagen arbeiten und sich einen Vollzeitplatz teilen.

Auch am Etienne-Krankenhaus wurde neu gebaut. Seit 2010 existiert auf dem Gelände an der Straße Am Hasenberg eine Einrichtung mit 50 Plätzen — 30 für Kinder von sechs Monaten bis zu drei Jahren, 20 Plätze für über Dreijährige. Zehn Plätze werden vorrangig an Kinder von Krankenhaus-Mitarbeiterinnen vergeben. Betreiber der Einrichtung ist wie bei Janssen-Cilag das Unternehmen Kinder-Hut.

Die Stadt setzt nun darauf, dass noch mehr Unternehmen, auch öffentliche Arbeitgeber, eigene Plätze schaffen. Nach dem Start der städtischen Tagespflegegruppe will Stefan Hahn zu einer Info-Veranstaltung einladen und auch Polizei, Sparkasse oder Stadtwerke ansprechen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort