Karst: Erste Dopingprobe ist ein Schock

Auch bei den Radsportlern des VfR Büttgen wird das Thema Doping nicht ausgespart. Die Ehrenamtler versuchen schon frühzeitig, Talenten den richtigen Weg zu weisen.

Kaarst. Der Doping-Skandal rückte das Sportliche bei der Tour de France in den Hintergrund. Mit Entsetzen haben auch Trainer und Jugendfahrer des VfR Büttgen die Entwicklung verfolgt. Der Verein, bei dem die Fothen-Brüder Markus und Thomas oder auch Joachim Tolles erste Erfolge feierten, ist bestrebt, das Problem bereits an der Wurzel zu packen und seine Talente frühzeitig auf die Realität im Radsport vorzubereiten.

Andreas Thurau ist der Ansprechpartner im Klub, wenn es um die Frage geht, wo Doping anfängt, und wo es aufhört: "Ich erkläre den Jugendlichen, dass jedes Medikament, das sie einnehmen, erst darauf überprüft werden muss, ob es auf der Dopingliste steht." Ist das der Fall, etwa bei einem Asthma-Spray, gilt eine Ausnahmegenehmigung des Arztes als Pflicht. Da die NADA-Liste (Nationale Anti-Doping-Agentur) stets aktualisiert wird, muss sich auch Thurau auf Seminaren ständig auf den neuesten Stand halten.

Doch die Büttgener setzen bei ihrer Talentausbildung noch früher an. "So genannte Nahrungsergänzungspräparate sind letztlich überflüssig", erklärt Thurau, der auch den Eltern nahelegt, die Banane dem Power-Riegel oder die zusätzlich mit Wasser versetzte Apfelschorle dem Energydrink vorzuziehen.

Bereits 16-Jährige müssen sich erstmals einer Dopingprobe stellen. "Das ist für so junge Fahrer ein Schock", weiß Hans-Peter Nilges, der mit seinem Jungstar Max Stahr schon so seine Erfahrungen gemacht hat: "Er ist mit 16 Jahren dazu verpflichtet, stets seinen Aufenthaltsort anzugeben, und muss sich nach einem Rennen selbst darum kümmern, ob er zur Dopingprobe zu erscheinen hat - wofür ihm dann genau eine Stunde Zeit bleibt. Das muss er verinnerlichen, er darf nach dem Rennen keine Zeit mit Quatschen vertrödeln."

Dennoch verliert man beim VfR nicht aus den Augen, dass man es im Jugendbereich mit Kindern zu tun hat. "Wir wollen niemandem frühzeitig den Spaß verderben", erklärt Thurau. "Natürlich gehen wir auch mal zusammen eine Pizza essen. Aber dazu muss man ja nicht unbedingt drei Gläser Cola trinken."

Gerade bei ganz jungen Fahrern sei der Trainer oft noch Vorbild. "Man muss ihnen vormachen, dass es erforderlich ist, nach ein paar Kilometern auf dem Rad auch etwas zu trinken, dann halten sich die Kinder dran", berichtet Holger Thurau, der in Büttgen die U11 bis U15 betreut. Dass sich aufgrund der negativen Schlagzeilen seine Jungfahrer von ihrem Hobby abwenden, konnte er übrigens nicht beobachten. "Im Gegenteil, die sagen eher: Die Profis sind uns doch egal."

Nilges ist ohnehin insgeheim überzeugt davon, dass vor allem Sportler mit einem undisziplinierten Lebensstil zu illegalen Substanzen greifen: "Die wollen unbedingt oben mitfahren, können es aufgrund ihres mangelnden Trainingseifers aber nicht, also helfen sie nach."

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