Karbowiak will Doppelvorsitz halten
Der neue SPD-Parteivorsitzende lehnt die Forderung ab, nun das Amt als stellvertretender Fraktionsvorsitzender abzugeben.
Neuss. Nach dem Wahlsieg kamen die Forderungen. „Ich erwarte, dass sich der Vorsitzende auf dieses Amt konzentriert“, sagte Michael Ziege (31), der beim Politischen Aschermittwoch der SPD in einer emotionalen Mitgliederversammlung den Parteivorsitz nicht erringen konnte. Neuer Amtsinhaber ist Sascha Karbowiak (30), der sich in der Stichwahl gegen Heinrich Thiel (29) durchsetzen konnte.
Ihn fordert Ziege nun auf, den stellvertretenden Fraktionsvorsitz niederzulegen. Dazu ist Karbowiak nicht bereit. Er will den Vorsitz im mitgliederstärksten Ortsverein Stadtmitte und auch sein Aufsichtsratsmandat beim Neusser Bauverein abgeben, ein Partei- und das Fraktionsamt aber behalten. „Die lassen sich gut miteinander verbinden“, sagt Karbowiak.
Nach einem (fast zu) friedlichen Wahlkampf, der die drei Bewerber zu allen Ortsvereinen geführt hatte, wird der Ton rauer. Heinrich Thiel beteiligt sich daran nicht — zumindest nicht öffentlich. „Ich weiß, dass Sascha das hervorragend machen wird“, sagte Thiel.
Sascha Karbowiak, SPD-Parteivorsitzender
Er selbst behält zwar den Vorsitz im Ortsverein Nordstadt, doch zur Mitarbeit im neuen Stadt-Vorstand ist er genauso wenig bereit wie der enttäuschte Michael Ziege, der langjährige „Vize“. „Ich lasse den Platz im Stadtverband frei, damit sich Sascha entfalten kann“, sagt Thiel.
Nach der Wahl Karbowiaks zogen Karlheinz Kullick und Ulrich Winkler ihre Bereitschaft zurück, für einen der beiden Stellvertreterposten zu kandidieren. Den 172 Genossen im Thomas-Morus-Haus — ein neuer Rekord bei einer Mitgliederversammlung — stellten sich nur Amtsinhaberin Claudia Föhr (52) aus der Nordstadt und Joachim Wolf (43) aus dem Ortsverband Neuss-Süd zur Wahl. 121 von 134 abgegebenen Stimmen entfielen auf Claudia Föhr, die nach Wegen suchen will, „damit sich Frauen stärker in der Politik engagieren“. Wolf, der dem Stadtverband noch nicht lange angehört, kam nur auf 73 Stimmen.