Kaarst rüstet sich für die Zukunft

Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus spricht über bezahlbaren Wohnraum, Gewerbegebietentwicklung und Klimaschutz.

Kaarst rüstet sich für die Zukunft
Foto: lber

Kaarst. Was wird wichtig? Was ist geplant? Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus gibt einen Ausblick auf die Themen der Zukunft.

Das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK) definiert die Entwicklung in der Innenstadt und wurde bereits vom Rat verabschiedet. Zwar steht aktuell noch die Bewilligung des Förderantrages aus, einige Maßnahmen sollen aber bald schon umgesetzt werden. So steht die Aufwertung des Stadtparks und des Stadtsees im Fokus, ein Beleuchtungskonzept und ein Leitstreifen für Sehbehinderte sollen umgesetzt werden.

Ein Punkt des IEHK sieht die Anstellung eines Citymanagers vor. Nienhaus: „Er soll als Scharnier zwischen Verwaltung, Händler und Bürger agieren und orientiert am IEHK Impulse setzen.“ Weiterhin soll die „Grüne Achse“ vom Alten Dorf über die Stadtmitte hinweg bis zum Nordkanal ausgebaut werden. Auch wird der gesamte Bereich um St. Martinus umgestaltet. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der katholischen Kirche und der Stadt.

In Büttgen sind Maßnahmen geplant, die das Stadtbild aufwerten sollen. Vom Rewe-Markt soll die Verbindung zur Ortsmitte verbessert werden. Die bestehenden Durchgänge sollen freundlicher gestaltet werden. Allerdings betont Nienhaus, dass eine Aufwertung der bestehenden Bereiche nur in Zusammenarbeit mit den Immobilienbesitzern und Geschäftsinhabern gelingen kann, die hierfür ebenfalls Mittel aufbringen müssten.

In Sachen Wohnbebauung gibt es in Vorst laut der Bürgermeisterin die größten Potenziale. Und die Nachfrage an Wohnraum sei hoch. Bezahlbarer Wohnraum ist allerdings knapp bemessen — und hart umkämpft. Ältere Menschen ziehen aus ihren Immobilien mit großem Grundstück aus, weil sie sich kleinersetzen wollen. Die gleichen Objekte werden von jungen Familien favorisiert. Eine Konkurrenzsituation entsteht.

Innerstädtisch werde nachverdichtet, das heißt, auf Grundstücken, die bisher zur Einzelnutzung gebraucht wurden, entstehen mehrere Wohneinheiten. Das Gebiet Karlsforster Straße wird derzeit entwickelt. Zwischen 100 und 120 Wohneinheiten sind geplant. Einfamilienhäuser werden nach einem Punktesystem vergeben, „damit wollen wir Kaarster Familien unterstützen“, sagt Nienhaus. Auch an der Birkhofstraße soll ein größeres Gebiet entwickelt werden, Start ist allerdings erst 2019/20. Dort sollen Einfamilienhäuser, Geschosswohnungen und Sonderprojekte wie ein Ärztehaus, ein Co-Housing-Projekt und eine Kita entstehen. Allerdings möchte die Bürgermeisterin das selbstständige Handeln und Gestalten der Stadt bewahren, von einer Kreiswohnungsbaugesellschaft — wie sie der Landrat vorschlägt — hält sie nichts.

Nienhaus: „Wichtig ist uns die nachhaltige Entwicklung.“ Zukunftsgerichtete Technologien, die idealerweise Synergieeffekte erzielen, sollen das Bild der Kaarster Gewerbegebiete bestimmen. Neben den großen Projekten Kaarst-Ost und dem Kaarster Kreuz gibt es weitere Potenziale, etwa am Platenhof, in Holzbüttgen und im Kaarster Westen.

Wesentliche Kriterien bei der Vermarktung seien die zu erwartende Gewerbesteuer, die Zahl der Arbeitsplätze und der geplante Flächenverbrauch. Die Stadt möchte in Kaarst-Ost beispielsweise keine Logistiker ansiedeln, da der Flächenverbrauch hoch, die Zahl der Arbeitsplätze aber niedrig sei. Erstes sichtbares Zeichen der Entwicklung im Gewerbegebiet Kaarst-Ost wird ab Mai der Bau der Klinik sein.

„Wo stehen wir heute, was sind die Anforderungen für die Zukunft?“ Das seien die Fragen, die es zu beantworten gelte. Nienhaus: „Es gibt einen hohen Anteil an Individualverkehr. Ziel ist es, Pendlerströme zu lenken und den Verkehr in und um Kaarst zu entlasten. Wir merken auch, dass die Nachfrage nach ÖPNV immer weiter ansteigt.“ Ein Kriterium, sich für eine Stadt als Wohnort zu entscheiden, sei die Anbindung. Der weiterhin angedachte Ausbau der Regiobahn nach Mönchengladbach werde unterstützt.

Unter den Überbegriff Mobilität falle aber ebenfalls , wie verschiedene Modelle kombiniert werden können. Stichwort „park and ride“. Eine weitere Überlegung seien Stationen, an denen Leihfahrräder angeboten werden. Generell liege ein großer Fokus auf dem Ausbau der Radwege, sagt die Bürgermeisterin. Was die vorhandenen ÖPNV-Verbindungen angeht, müsse man während der Hauptzeiten höhere Taktzahlen schaffen, sagt sie.

„Dort, wo man Klimaschutzmaßnahmen umsetzen kann, möchten wir Vorreiter sein“, sagt Nienhaus. Für sie bilden Klimaschutz, Mobilität und E-Mobiliät ein Gesamtkonzept. Das Klimaschutzkonzept wird derzeit erarbeitet und soll Mitte des Jahres fertiggestellt werden. Nienhaus: „Dann werden wir sehen, wo man mit welchen Maßnahmen die größten Effekte erzielen kann.“

Ein großes Anliegen ist Nienhaus die Bürgerbeteiligung. „Das Thema wird in Zukunft wichtiger werden“, sagt sie. „Wenn wir dieses Instrument frühzeitig nutzen, können wir die Belange der Bürger mit in die Planungen einfließen lassen.“ Man dürfe aber nicht vergessen, dass es städtebauliche Zielsetzungen gebe und die Grundstrukturen von der Verwaltung vorgegeben werden.

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