Kaarst: Kandidaten vermeiden Schlagabtausch

Auf Einladung der Bürgerinitiative Grundwasser haben die Kandidaten zur Bürgermeisterwahl Ulrike Nienhaus und Christian Gaumitz über Grundwasser und Nordkanal diskutiert.

Kaarst: Kandidaten vermeiden Schlagabtausch
Foto: Lothar Berns

Kaarst. Wer einen Schlagabtausch der beiden Bürgermeisterkandidaten Ulrike Nienhaus (CDU) und Christian Gaumitz (gemeinsamer Kandidat von SPD, Grünen, FDP, Zentrum und UWG) bei der Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative (BI) Grundwasser Kaarst zur Grundwasser- und Nordkanalproblematik erwartet hatte, sah sich enttäuscht. In dem rappelvollen Sitzungsraum im Kaarster Bürgerhaus gab es einen eher respektvollen, nahezu harmonischen Austausch von Argumenten.

Bestens brachte es Moderator Andreas Vollmert zwischendurch auf den Punkt: „Wenn man Sie hier so erlebt, bedauert man fast, dass es kein Bürgermeister-Sharing gibt“, sagte er an beide Kandidaten gewandt.

Denn sowohl Nienhaus als auch Gaumitz zeichneten sich durch Fachwissen aus, wenngleich sie die diversen Unwägbarkeiten unterschiedlich werten. Die Themen Grundwasser und Nordkanal sind ein Dauerbrenner in der städtischen und regionalen Politik. Allein die Bürgerinitiative Grundwasser gebe es bereits seit 15 Jahren, erinnerte Klaus-Dieter Pruss als Vorsitzender.

Doch jetzt scheint die Lösung der Grundwasserproblematik Fahrt aufzunehmen. „Wegweisende Entscheidungen“ seien bei der Sitzung des Wasser- und Bodenverbands am Dienstagabend gefallen, verriet Pruss. Ins Detail mochte er nicht gehen, nannte den Entschluss aber immerhin „historisch“. Historisch — jedoch im Sinne von alt — sind auch die Probleme mit dem verschlammten Nordkanal. Moderator Vollmert, aufgewachsen in Holzbüttgen, erzählte davon, wie er als Junge so manches Mal beim Spielen in den Kanal gefallen und fürchterlich stinkend, voller Schlamm, nach Hause zurückgekehrt sei. Eine Erfahrung, die er mit Nienhaus gemeinsam hat. „Ich bin als Kind in Grefrath in den Kanal gefallen. Dieser ist mittlerweile zugeschüttet“, erzählte sie. Warum und woran bislang alle früheren Vorschläge und Ideen — so gab es bereits 2003 ein Gutachten — gescheitert sind, blieb auch am Mittwochabend unbeantwortet. Auf die direkte Frage des Moderators erwiderte Nienhaus, die bei der Bezirksregierung als Abteilungsleiterin Chefin von rund 500 Mitarbeitern ist und somit in eben jener Behörde arbeitet, die als Obere Wasserbehörde für das Nordkanalthema zuständig ist: „Ich bin hier als Bürgermeisterkandidatin, nicht als Vertreterin der Bezirksregierung.“

Jegliche Zuständigkeit für den Rhein-Kreis Neuss habe sie seit ihrer Kandidatur abgegeben, um Interessenskollisionen oder andere Themenvermischungen zu vermeiden. „Wenn es Fragen zur Rolle der Bezirksregierung gibt, bitte direkt an die Regierungspräsidentin“, so Nienhaus.

Als erneut eine Frage zum Sinneswandel der Bezirksregierung, die kürzlich erst grünes Licht zur Förderfähigkeit der Nordkanal-Sanierung gegeben hat, gestellt wurde, sprang ihr fairerweise sogar Gaumitz bei: „Das bringt Frau Nienhaus in Bedrängnis. Was in der Vergangenheit war, weiß jeder.“ Aber ein Vergangenheitsreferat helfe da nicht weiter. Gaumitz plädierte daher für die sogenannte Potenzialmachbarkeitsstudie, die NRW-Umweltminister Johannes Remmel derzeit vorbereitet. „Ein Gesamtkonzept ist notwendig, denn eine isolierte Entschlammung ist nicht förderfähig“, so Gaumitz. Und Nienhaus warnte: „Die Grundwasserprobleme wie beispielsweise in Vorst werden wir mit der Entschlammung nicht lösen.“

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