Kaarst braucht laut Studie bis 2030 jährlich 100 neue Wohnungen

Die erste Fortschreibung des Handlungskonzepts Wohnen wurde vorgestellt. Die Ergebnisse führen zu politischen Diskussionen.

Kaarst braucht laut Studie bis 2030 jährlich 100 neue Wohnungen
Foto: Lena Hogekamp

Kaarst. Malin Leidecker von der Bochumer InWIS Forschung und Beratung GmbH hat im Planungsausschuss die erste Fortschreibung des Handlungskonzepts Wohnen vorgestellt. Obwohl die eigentliche Diskussion erst nach den Beratungen in den einzelnen Fraktionen erfolgen wird, zeichnete sich schon jetzt ab, dass es unterschiedliche Vorstellungen gibt. Ingo Kotzian (CDU) etwa sprach von einem „Papiertiger“.

Die zentrale Frage wird sein, wie groß Kaarst werden soll. Die Daten von 2013 wurden von dem Bochumer Büro aktualisiert. Leidecker hatte unter anderem Folgendes festgestellt: „Es sind hauptsächlich Familien aus Düsseldorf, Neuss und Meerbusch zugezogen.“ Die Zahl der Beschäftigten habe sich positiv entwickelt, gleichwohl ist auch die Zahl derer, die staatliche Unterstützung brauchen, angestiegen.

Nach jahrelanger geringer Bautätigkeit sei seit 2016 wieder ein Anstieg zu verzeichnen, vor allem im Segment der Mehrfamilienhäuser. Was Leidecker sonst noch positiv aufgefallen war: „Die Mietpreissteigerungen sind in Kaarst vergleichsweise moderat ausgefallen.“ Besonders nachgefragt seien zehn bis 15 Jahre alte Wohnungen, die deutlich günstiger zu kaufen beziehungsweise zu mieten seien als Neubauten — die kosten aktuell gut 3000 Euro pro Quadratmeter. Einfamilienhäuser seien zwar teuer, aber für viele immer noch bezahlbar. Der Anteil der öffentlich geförderten Wohnungen liege mit 2,6 Prozent niedriger als in vielen anderen Städten.

Höher ist dagegen das Durchschnittsalter der Bürger. „Die Zahl der Menschen über 80 in Kaarst wird bis zum Jahr 2030 um 130 Prozent zunehmen“, lautet eine Prognose des Bochumer Büros.

Die Empfehlung der Untersuchungen: Bis 2030 müssen 107 Wohneinheiten pro Jahr gebaut werden. „Den Nachfrageüberhang wollen wir vielleicht gar nicht ausgleichen“, gab Lars Christoph (CDU) zu bedenken. Die Bevölkerung wolle nicht, „dass alles zubetoniert wird“. Kotzian (CDU) gab zu bedenken, dass viele der für eine Wohnbebauung geeigneten Flächen nicht im Besitz der Stadt seien. Außerdem müsse man beachten, dass sich bestehende Verkehrsprobleme durch eine weitere Bebauung im großen Stil verschärften.

Claudia Köppe (Die Grünen) sagte: „Auch ich möchte nicht die gesamte Innenstadt versiegeln. Aber ich appelliere an die CDU, mal einer Bebauung mit ein oder zwei Geschossen mehr zuzustimmen.“ Köppe kann sich bis zu sechs Geschosse vorstellen.

„Wir können uns den Inhalten des Konzepts anschließen“, sagte Günter Kopp (FDP). Seine Frage, wie viele öffentlich geförderte Wohnungen von Menschen bewohnt werden, die aufgrund ihres Einkommens eigentlich keinen Anspruch mehr darauf hätten, konnte im Planungsausschuss nicht beantwortet werden. Dasselbe galt für die Frage, wie viel Prozent der Rentner in Kaarst Wohngeldempfänger seien — „im Land liegt diese Quote bei 43 Prozent“, so Kopp.

Zum öffentlich geförderten Wohnungsbau merkte Leidecker an: „Weil ein ermäßigter Zinssatz in extremen Niedrigzinsphasen kein gewichtiges Argument für Bauherren ist, soll es jetzt Tilgungszuschüsse geben.“ Dass mehr Sozialwohnungen gebraucht werden, ist eine Erkenntnis aus dem Handlungskonzept Wohnen.

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