Integrationspreis in Neuss: Hürden frontal angehen

Der VdK hat Jan Frosch gerade für seinen Einsatz im Beruf ausgezeichnet.

Neuss. Irgendwann früher, als alles anders war, hat sich Jan Frosch (32) nie Gedanken darüber gemacht. Er ist Extrem-Trekkingrad gefahren, hat Stunden im Fitnessstudio verbracht, war ein durchtrainierter Azubi im ersten Lehrjahr. Wer würde da schon daran denken, dass schon eine Fahrt im Bus unmöglich sein kann.

Heute ist das anders. Seit jenem regnerischen Tag vor 15 Jahren, als ein Autofahrer Jan Frosch erst vom Rad und dann aus seinem gewohnten Leben riss. Seitdem ist er querschnittgelähmt.

"Zuerst bin ich in ein unendlich tiefes Loch gefallen", sagt er. Auch die Ausbildung zum Gießerei-Modellbauer musste er aufgeben. Bei der Stadtverwaltung machte der Mann mit der tiefen ruhigen Stimme dann eine Ausbildung als Bauzeichner.

"Aber jetzt zu sagen, dass ich das Beste aus dem Unfall gemacht habe, finde ich blöd. Das passt nicht. Das Leben geht eben weiter", sagt Jan Frosch. Weil er damit Vorbild für viele ist, hat ihn der Sozialverband VdK gerade mit dem Integrationspreis ausgezeichnet.

Er spricht nicht gerne darüber, dass er eben doch oft kämpfen muss. Nicht im Büro bei der Stadtverwaltung. Wo er für seine zupackende, besonnene und hilfsbereite Art bekannt ist. Aber wenn er das Büro verlässt, wenn er von Müttern mit Kleinkindern an der Hand angeraunt wird, dass er doch aufpassen soll, wo er hinfährt.

"Da merkt man schon, dass viele nicht darüber nachdenken, wie es mir hier unten auf 1,40 Metern Höhe geht. Im Rollstuhl musst du eben die Fehler der anderen voraussehen."

Vor ihm in seinem Büro im Tiefbauamt liegt ein Plan von einer Haltestelle für Niederflurbusse. "Ist zwischen Bus und Haltestelle eine Kante mit mehr als sechs Prozent Steigung, kann ich den mit meinem Rolli kaum überwinden", sagt er. Viele Blickwinkel haben sich für ihn mit seinem Unfall verändert.

Doch als Entschuldigung für etwas will Frosch seine Behinderung nie heranziehen. Hindernisse umkurvt er nicht, er will sie überwinden. "So etwas spornt mich an. Auch im Beruf. Ich will hab mir Lebensziele gesetzt, die ich erreichen will, auch im Beruf." Ein Ziel ist der Abschluss als Techniker, für den er nach der Arbeit am Berufskolleg büffelt. "Damit bin ich nächstes Semester fertig."

Auch Abseits des Jobs sucht er die Herausforderung: Mit einem Handbike rast er durch Gebiete, die die für Rollstuhlfahrer kaum zugänglich sind. "Ich will nicht jammern, sondernaktiv sein."

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