Hochschule hat Insolvenz beantragt

Der Unterricht für die etwa 300 Studenten wird fortgesetzt. Die Schule gibt sich optimistisch.

Neuss. Die Hochschule Neuss bangt um ihre Existenz. Wie ein Sprecher des Düsseldorfer Amtsgerichts gestern bestätigte, hat die Hochschule am Montag den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Noch am selben Tag ernannte das Amtsgericht den Düsseldorfer Rechtsanwalt Michael Bremen zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Der Beschluss blieb bis gestern unveröffentlicht. Grund des Antrags der Geschäftsführung war nach Bremens Angaben „drohende Zahlungsunfähigkeit“. Betroffen sind zwölf festangestellte Mitarbeiter, rund 300 Studenten und etliche freie Dozenten.

Gestern informierte die Hochschulleitung rund 50 Studenten in einer Versammlung, dass der Unterricht weiter läuft. Insolvenzverwalter Bremen teilte mit: „Der Insolvenzgrund wird derzeit geprüft, der Betrieb der Hochschule im gegenwärtigen Umfange ist aber wirtschaftlich aufgrund entsprechender Garantieverpflichtungen und hochschulrechtlich gesichert.“ Das bedeutet, dass die immatrikulierten Studenten ihren geplanten Studienabschluss machen können. Ungeachtet dessen hat das Verfahren das NRW-Wissenschaftsministerium als Aufsichtsbehörde auf den Plan gerufen. „Das Ministerium prüft, ob die Anerkennung der Hochschule aufgehoben werden muss, weil die Voraussetzungen (dauerhafte wirtschaftliche und rechtliche Sicherung des Bestands der Hochschule) nicht mehr vorliegen“, teilte eine Sprecherin mit.

Sprecherin des NRW-Wissenschaftsministeriums

Die staatliche Anerkennung sei ohnehin befristet gewesen und laufe aus. „Für die eingeschriebenen Studierenden gilt die Anerkennung aber weiter.“

Was dazu geführt hat, dass die Geschäftsführung die Zahlungsunfähigkeit befürchtete, dazu gab es gestern keine Auskunft. Am Donnerstagabend kursierte ein Schreiben von Hochschul-Präsident und Gründer Professor Otto Jockel, darin schreibt er von einem „komplexen Verfahren zur finanziellen Absicherung der Hochschule für die kommenden Jahre“. Das habe zu „Verunsicherungen in der Geschäftsführung“ geführt, Jockel schreibt explizit von einer „übereilten Antragstellung“. „Sowohl die Wirtschaftsprüfer der Trägergesellschaft als auch ich persönlich sind davon überzeugt, dass kein Grund für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens vorliegt.“ Zu dieser Einschätzung war gestern keine Stellungnahme des Insolvenzverwalters zu bekommen. Jockel selbst ist seit März 2014 nicht mehr Geschäftsführer, sondern Präsident und Gesellschafter.

Ein Insolvenzantrag muss lange nicht das Aus bedeuten. Vielmehr ist es nun Aufgabe des Insolvenzverwalters, einen Weg aus der Schieflage zu finden. Bremen teilte mit: „Zur langfristigen Sicherung der Existenz der Hochschule wird derzeit ein Sanierungskonzept erarbeitet mit dem Ziel insbesondere der Stärkung deren Kapitalbasis.“ Das Amtsgericht wird dann entscheiden, ob aus dem vorläufigen ein geregeltes Insolvenzverfahren wird.

Dass die Hochschule optimistisch ist, zeigt eine Einladung zu einer Info-Veranstaltung zu den neuen Studiengängen bei Facebook. Veröffentlicht wurde dies gestern, als der Insolvenzverwalter schon im Haus war.

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