Hier feiern alle zusammen

Wochenlang hatten sich Bewohner und Betreuer im Haus der Lebenshilfe auf die Feiertage vorbereitet, den Baum geschmückt und Lieder einstudiert.

Hier feiern alle zusammen
Foto: lber

Kaarst. Weihnachten ist überall — selbstverständlich auch im Haus der Lebenshilfe. Viele der Bewohner freuen sich das ganze Jahr über auf das Fest. Einige wenige sind so schwer geistig behindert, dass sie sich nicht artikulieren können — aber auch sie scheinen zu spüren, dass die Weihnachtszeit eine ganz besondere Zeit ist. Ob weihnachtliche Dekoration, Geschenke oder Festessen: Im Vorster Haus der Lebenshilfe mangelt es an nichts. Über die Festtage haben viele, aber längst nicht alle Bewohner im Kreise ihrer Familie gefeiert. Doch auch wer blieb, war nicht allein.

Für Berthold* ist Weihnachten „das Schönste vom ganzen Jahr.“ Der 63-Jährige hat sich schon lange darauf gefreut. Er lebt im Vorster Haus der Lebenshilfe seit dessen Eröffnung vor 21 Jahren. Insgesamt werden dort aktuell 30 Erwachsene in drei Gruppen betreut, es handelt sich um Menschen mit mehr oder weniger schwerer geistiger Behinderung. Auch zwei Paare wohnen im Haus der Lebenshilfe. Das eine ist über die Festtage bei den jeweiligen Eltern. Und dann sind da noch Ingo* und Marlies*. Sie hatten es in diesem Jahr nicht leicht. Zur geistigen Behinderung kam bei Marlies ein Schlaganfall, sie kann seitdem nicht mehr sprechen. Ingo nimmt sich ihrer mit sehr viel Geduld und Zuneigung an — nicht nur zu Weihnachten, dem Fest der Liebe.

Bewohner, die wie Berthold nicht allzu stark behindert sind, haben geholfen, den Weihnachtsbaum zu schmücken.

Jessica Bosse

In den Gemeinschaftsräumen steht praktisch in jeder Ecke etwas, das ans Fest erinnert. Was man nicht sehen, aber hören kann: Schon vier Wochen vor den Feiertagen wurden Weihnachtslieder gespielt, wer kann, singt gerne mit. Die Heilerziehungspflegerin Jessica Bosse bringt es auf den Punkt: „Wir feiern Weihnachten so, wie es auch zu Hause gefeiert wird.“ Ein Höhepunkt in der Adventszeit sei der Besuch von der Musikschule Mark Koll gewesen: „Erst wurden gemeinsam Weihnachtslieder gesungen, dann wurde das Kuchenbuffet eröffnet und man saß bei Kerzenschein zusammen“, erzählt die 29-Jährige. Jedes Jahr aufs Neue werden in der Adventszeit auch die Mitglieder des Vorster Schützenzuges „Gut Schuss“ erwartet. „Sie bringen für jeden Bewohner eine Nikolaustüte mit und bleiben für ein paar Stunden“, freut sich Jessica Bosse. Dieses Engagement stehe stellvertretend für die große Unterstützung aus dem Dorf, die das Haus der Lebenshilfe seit seiner Gründung erfahre. Weil die Leiterin derzeit erkrankt ist, wird sie von Fabian Schuster vertreten. Der 33-Jährige ist vor sieben Monaten Vater einer Tochter geworden. Trotzdem ist er zu den Feiertagen auch an seinem Arbeitsplatz. er sich zu Weihnachten an seinem Arbeitsplatz. „Die Bewohner wünschen sich, dass es weihnachtlich zugeht und ergreifen die Initiative“, hat Jessica Bosse immer wieder erfahren. An Heiligabend gibt es selbstverständlich eine Bescherung. Viele haben sich etwas gewünscht. Andere können sich wegen besonders schwerer Behinderung nicht artikulieren. Doch alle Bewohner bekommen ein persönliches Geschenk.

*Namen von der Redaktion geändert

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