Erste „Heimat-Werkstatt“ in Neuss Mehr Identität für die Nordstädter

Nordstadt · Das Land hat Geld für „Heimat-Werkstätten“ in Aussicht gestellt. CDU und Grüne wollen damit in der Nordstadt starten.

 Für viele Menschen hat die Pfarrkirche St. Josef eine große Bedetung. Aber: Ist sie identitätsstiftend für wirklich alle Further?

Für viele Menschen hat die Pfarrkirche St. Josef eine große Bedetung. Aber: Ist sie identitätsstiftend für wirklich alle Further?

Foto: Berns, Lothar (lber)

. Die Menschen auf der Furth sind noch immer auf der Suche nach einem „Wir-Gefühl“. Den Nordstädtern werde gerne eingeredet, sagt Joachim Goerdt von der Nordstadtinitiative, „dass henger de Bahn das Neuss zweiter Klasse ist“. Das stimme nicht, die Furth sei ein lebendiger Ortsteil, sagt der CDU-Stadtverordnete. Trotzdem zeigen solche Stereotypen, dass mehr zur Identitätsstiftung der Nordstadt getan werden kann. Werkzeug dazu soll das Landesförderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen“ sein, das Geld für „Heimat-Werkstätten“ und die Realisierung der dort erarbeiteten Projekte bereitstellt.

Die Idee, diese Quelle anzuzapfen, hatte die schwarz-grüne Ratskoalition schon vor mehr als einem Jahr, hat entsprechende Anträge formuliert und am Ende auch durchgesetzt, dass mit „Heimat-Werkstätten“ nicht irgendwo angesetzt wird, sondern in der Nordstadt. Das Landesprojekt sei der Furth „wie auf den Leib geschneidert“, erklärt Monika Mertens-Marl, die Sprecherin der CDU-Nordstadtkonferenz schon damals. Sie sieht im Neusser Norden auch den größten Aufholbedarf. Dörfliche Gemeinschaften wie Rosellen, nennt sie ein Beispiel, hätten in ihrer klaren Abgrenzung ein ganz anderes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt als das in der mit 40 000 Einwohnern größeren Nordstadt vielleicht möglich sei.

Doch das Verfahren stockt. Erst in der Ratssitzung am 5. Juli ist die Stadt so weit, den nächsten Zwischenschritt zu beschließen: die Erarbeitung einer Projektbeschreibung, in der steht, was genau mit de „Heimat-Werkstatt“ und damit auch mit dem Geld des Landes erreicht werden soll. Aber damit darauf nicht wieder ewig gewartet werden muss, setzt die CDU der Verwaltung eine „Lieferfrist“: Ende des Jahres. Denn auch die Projektbeschreibung ist nur das Papier, mit dem sich die Stadt beim Land überhaupt erst bewerben kann.

Projekt soll nicht auf
südliche Furth beschränken sein

Im Hauptausschuss, der dieses Verfahren bereits vorberaten hat, stießen sich CDU und Grüne an der Absicht der Verwaltung, die „Heimat-Werkstatt“ auf die südliche Furth einzuschränken. Das würde, betont Bürgermeister Breuer, das Verfahren beschleunigen. Seiner Ansicht nach sei die Furth auch so groß, dass man von „Teilidentitäten“ sprechen kann. „Die Morgensternsheide tickt anders als die südliche Furth“, sagt er. Dass sich die Verwaltung für die südliche Furth entscheiden wollte, begründet er mit den anstehenden Veränderungen rund um den Bahnhof und die Bebauung der ehemaligen Schraubenfabrik. „Da passiert ja etwas“. Auch Claudia Föhr von der SPD meint, „realitätsnäher wäre es, die Sache kleinteiliger anzugehen“. Aber davon hält auch Roland Sperling von der Partei „Die Linke“ nichts. Gesellschaftliche Akteure auf der Furth, wie etwa die Alevitische Gemeinde, blieben ausgeklammert, würde man nur das Gebiet zwischen Bahnhof und Wolberoplatz in den Blick nehmen. Und auch in anderer Hinsicht möchte Mertens-Marl keine Beschränkungen vor dem Einstieg in die Gespräche zulassen: Würde schon vorab ein Kunstwerk als identitätsstiftendes Projekt favorisiert, wie der CDU-Stadtverordneten eröffnet worden sei, wäre das nicht im Sinne der Koalition.

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