Hamlet in vier Varianten
Das 21. Shakespeare- Festival zeigt 15 Inszenierungen.
Neuss. Ein kleines Festival im Festival wird es im Sommer im Globe-Theater geben: Gleich vier Hamlet-Inszenierungen setzen beim vierwöchigen Shakespeare-Fest an der Rennbahn einen markanten Schwerpunkt. Warum Hamlet? Festivalleiter Rainer Wiertz gibt sich selbstbewusst: Nur in Neuss mit der ganz speziellen Festival-Atmosphäre lasse sich der Beweis erbringen, wie „welthaltig“ der Stoff sei, wie universal mit den Themen Politik, Familie und Transzendenz angelegt.
Ausgewählt hat er dementsprechend ganz unterschiedliche Aufführungen. Die Bremer Shakespeare-Company, Dauergast beim Festival von Beginn an, zeigt eine deutschsprachige zeitgenössische Inszenierung; der Königshof ist hier ein hermetisch abgeriegelter Raum, in dem sich die Elite sicher fühlt. „Sehr schlüssig“, wie Wiertz betont.
Inszeniert vom „Big Boss“ des Shakespeare Globe, Dominic Dromgoole, kommt die Globe Touring Company ebenfalls mit einem Hamlet in englischer Sprache nach Neuss. Sehr reduziert zeigen zwei Schauspieler aus Simbabwe, die bereits 2010 beim Festival waren, „Kupenga Kwa Hamlet“ als Zwei-Personen-Stück. Und dann kommt auch das koreanische Yohangza Theatre fünf Jahre nach seinem spektakulären „Sommernachtstraum“ zum zweiten Mal nach Neuss und zeigt Hamlet (from the East): Beweis der Bedeutung des Shakespeare-Stoffes auch für diesen dem westlichen so fernen Kulturkreis.
Zum Start des Festivals präsentiert das Théâtre Vidy-Lausanne seine Version der „Comédie des Erreurs“, darauf folgt das Poetenpack aus Potsdam, das mit „Was ihr wollt“ eine ganz auf das Globe zugeschnittene Premiere bringt. Zuvor gibt’s eine öffentliche Generalprobe.
Die Globe Touring Company spielt auf dem Festival neben Hamlet auch „As you like it“, laut Wiertz eine „pastorale Romanze“ ebenso wie ein „Wunderwerk an Komplexität“. Im Gegensatz zu diesen Klassikern wird „Troilus und Cressida“ nur höchst selten gespielt. In Neuss ist das Werk, das im 7. Jahr des trojanischen Kriegs die Unmöglichkeit einer großen Liebe zeigt, in die Inszenierung der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch zu sehen: Rainer Wiertz verspricht eine „lustvolle und freizügige Aufführung“.