Gutes Handwerk kennt keine Grenzen

Sanitär- und Heizungsmeister Eckhardt Ebenhöch fand mit Adhonom Abraham aus Eritrea einen engagierten Lehrling.

Gutes Handwerk kennt keine Grenzen
Foto: woi

Kaarst. Adhonom Abraham fühlt sich sichtlich wohl. Nicht nur in Deutschland. Sondern auch zwischen Kupferrohren und Werkzeug in der Werkstatt von Sanitär- und Heizungsmeister Eckhardt Ebenhöch am Jungfernweg. Denn seit dem 1. August vergangenen Jahres macht Abraham eine dreieinhalb Jahre dauernde Ausbildung zum Techniker für Sanitär- und Heizungstechnik — der 20-Jährige aus Eritrea strahlt, wenn er aus seinem Arbeitsleben berichtet: „Die Installateurarbeiten gefallen mir noch besser als die Heizungstechnik“, sagt er.

Vor vier Jahren kam Abraham nach Deutschland und lebte zunächst in einem Wohnheim für junge Männer in Neuss. Seit dem 1. September 2017 wohnt er in Kaarst. „Ich bin alleine gekommen“, erzählt er. Ebenhöch bezeichnet das Kennenlernen des jungen Mannes als einen „glücklichen Zufall“.

Eckhardt Ebenhöch, Sanitär- und Heizungsmeister

Durch Arbeiten im Haushalt der Familie von Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus wurde er auf die jährlich im Januar stattfindende Jobbörse aufmerksam gemacht — veranstaltet von der Jungen Union Kaarst und den Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV), deren Vorsitzende Ulrike Nienhaus ist. Denn Ebenhöch suchte dringend noch einen neuen Auszubildenden. „Zwei hatten ihre Lehre abgebrochen“, beklagt er. Überhaupt seien junge Leute wenig an einer handwerklichen Ausbildung interessiert, sie würden durch moderne Medien zusehends abgelenkt und wirkten unkonzentriert. Nicht so sein Azubi aus Eritrea: „Ein Betreuer kam mit fünf jungen Männern damals an unseren Stand der Jobbörse“, sagt Ebenhöch.

Abraham sei sofort interessiert gewesen. In seiner Heimat habe er viel gebastelt, Schreinerarbeiten gefertigt und generelles Interesse am handwerklichen Geschehen gezeigt. Das spürte auch Ebenhöch direkt, als er dem jungen Mann nach einer offiziellen Bewerbung Mitte März zunächst für ein Praktikum einstellte. „Am ersten Tag wusste ich schon: Das ist genau das Richtige für ihn“, gerät Ebenhöch ins Schwärmen.

Abraham entspreche dem Idealbild eines Handwerkers: Vorausschauend, sicher im Umgang mit Werkzeug, interessiert und engagiert. Ein Glücksfall, denn im Handwerk herrsche absoluter Notstand an guten Azubis, sagt Ebenhöch. „Wir arbeiten Hand in Hand und haben ein gutes Miteinander“, sagt er. Das Engagement gefällt ihm am meisten - „das vermisste ich bei den anderen Lehrlingen“, erklärt der Meister.

Abraham hat in seiner Heimat die Schule bis zur neunten Klasse besucht und in Düsseldorf den Hauptschulabschluss nachgeholt. An einem Sprachkurs nimmt er jetzt nicht mehr teil, denn nun heißt es „Learning by doing“ — die Gespräche mit Ebenhöch, Kunden und Mitschülern in der Berufsschule helfen ihm enorm dabei, seine Deutschkenntnisse zu vervollkommnen. „Alles macht mir großen Spaß“, erklärt er — und überzeugt mit einem strahlenden Lächeln.

Ebenhöch hofft, dass seine guten Erfahrungen auch anderen Gewerken als Ansporn dienen, junge Flüchtlinge als Lehrlinge einzustellen.

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