Grundschule mit Phenol belastet

Die Viktoria-Schule in Frimmersdorf setzt den Stoff frei. Grenzwerte wurden nicht überschritten, dennoch wird saniert.

Grundschule mit Phenol belastet
Foto: Lothar Berns

Grevenbroich. Seit Monaten hagelt es Beschwerden im Rathaus: Eltern und das Ganztags-Personal der Viktoria-Grundschule in Frimmersdorf beklagen sich über einen immer penetranter werdenden „chemischen“ Geruch, der im gesamten Altbautrakt wahrzunehmen ist. Die Stadt hat reagiert und mehrere Raumluft-Untersuchungen in Auftrag gegeben. Dabei wurden die als gesundheitsgefährdend geltenden Stoffe Phenol und Kresol festgestellt. „Deren Konzentration liegt zwar oberhalb der Auffälligkeitswerte, jedoch unterhalb der toxikologischen Richtwerte des Umweltbundesamtes“, sagt Klaus Gähl, Schadstoffbeauftragter der Stadt. Das Heißt: Zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen sei es nicht gekommen. Nichtsdestotrotz muss saniert werden. Laut Untersuchungen des Mönchengladbacher Ingenieurbüros „Biomess“ werden die üblen Gerüche von PVC-Bodenfliesen verursacht, die in zwei Räumen des Offenen Ganztages verlegt wurden. „Die Beläge enthalten Flammschutzmittel und Weichmacher, die in Verbindung mit Wasser sowohl Phenole als auch Kresole abspalten“, berichtet Klaus Gähl, „die Fliesen müssen daher herausgenommen werden.“ Und nicht nur die: Da davon ausgegangen wird, dass der unter den Belägen liegende, bis zu vier Zentimeter dicke Gussasphalt über die Jahre diese Stoffe aufgenommen hat, muss auch er weichen.

Grundschule mit Phenol belastet
Foto: Berns

„Diese Gewerke werden jetzt ausgeschrieben“, sagt Ordnungsdezernent Claus Ropertz, der von rund 30 000 Euro Kosten ausgeht. Nach seinem Zeitplan sollen die betroffenen Räume im April geräumt werden, damit die Sanierungsarbeiten während der Osterferien vorgenommen werden können — danach wird gelüftet. Sollte es dann immer noch zu Beschwerden über Gestank kommen, müsse ein zweiter Schritt eingeleitet werden. „Es könnte sein, dass die Wände über einen längeren Zeitraum den Geruch aufgenommen haben“, sagt Klaus Gähl. In diesem Fall müssten sie mit Isolierfolie versiegelt werden.

Bei den Messungen wurde eine Kresol-Konzentration von 1,3 bis 1,6 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft festgestellt. „Sie liegt deutlich unter dem Vorsorge-Richtwert von fünf Mikrogramm“, betont der Schadstoffbeauftragte. Der Phenolgehalt bewege sich bei maximal 9,8 Mikrogramm, der Vorsorge-Richtwert liege hier bei 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Betroffen seien lediglich die beiden Räume im Altbau, in anderen Teilen der Grundschule gebe es keine Beschwerden über Geruchsbelästigungen, so Gähl.

Der Sanierungsfall weist Parallelen zur Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule auf, in der ebenfalls Phenol aus Fußböden frei geworden war. Seit Wochen werden dort umfassende Untersuchungen der Raumluft vorgenommen, 37 Räume und Flure des Traktes an der Parkstraße werden beprobt. Was dort saniert werden muss und wie hoch die Kosten ausfallen werden, ist noch unklar. Das Gutachten mitsamt Handlungskonzept soll Ende Januar im Rathaus vorliegen.

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