Grevenbroich: Vertraute Szenen leicht verfremdet

Claudia Ehrentraut und Maria Gilges zeigen ihre Arbeiten in der Galerie Dielämmer.

Grevenbroich. Die eine malt, die andere zeichnet. Zusammen haben Claudia Ehrentraut und Maria Gilges bereits eine Reihe von Ausstellungen und Performances gestaltet. Jetzt zeigen Ehrentraut & Gilges ihre Arbeiten in der Elsener Galerie Judith Dielämmer.

"Meine Mutter war eine schöne Frau" - so der Titel der am vergangenen Freitag eröffneten Ausstellung. Es geht um die vielschichtige Beziehung zwischen Müttern und Kindern. Einfach ist sie nie, da fällt auch schon mal der Satz: "Ich will nicht so werden wie du." Wie im Video, das die beiden Künstlerinnen zusammen mit dem Neusser Frank Schumann gedreht haben.

Man kann sich seine Eltern halt nicht aussuchen. Seine Kinder aber auch nicht. "Mami" hätte beispielsweise gern "den Dr. Helmut Kohl" als Sohn. Denn der eigene Nachwuchs besteht nur aus missratenen "jröne Blage", und die geben der reaktionären Mami wenig Anlass zum Stolz. "Mami", das ist die Bühnenfigur des Neusser Comedians und Dielämmer-Mitglieds Jens Schwelm, der zur Ausstellungseröffnung ein Mini-Gastspiel gab.

Mit der Ausstellung bei Judith Dielämmer kehren Ehrentraut & Gilges zurück zu den Wurzeln ihrer Kooperation. Angefangen hatte es 2006 mit einer Performance im Rahmen der Ausstellung "KunstMode". Während sich die beiden damals in Tragetüten aus Filz packten, zeigen sie jetzt Malerei, Zeichnung, Installation und Video.

Maria Gilges ist mit kleinformatigen Gemälden vertreten. Die Motive fand die Düsseldorfer Künstlerin im Fotoalbum der eigenen Familie: Hochzeitsbilder, Schnappschüsse aus dem Urlaub und immer wieder Porträts aus den 60er- und 70er-Jahren. Die Personen hat sie herausgelöst, während die Hintergründe verschwimmen. Es sind vertraute Szenen, denen Maria Gilges dennoch eine fremdartige Anmutung verliehen hat.

Grafikerin Claudia Ehrentraut steuert eine Bildgeschichte bei. "Die Auserwählte" nennt sie ihre Serie von Zeichnungen in Schwarz-Weiß. Knappe Überschriften geben dem Betrachter viel Raum für eigene Deutungen irgendwo zwischen Beziehungsgeschichte und Alien-Entführung à la "Akte X". Soviel ist sicher: Es geht um Kontakt - per Zeigefinger, wie im Kino bei "E.T.", um eine Gehirnwäsche und eine Verwandlung. Am Anfang stehen ein Alien und eine Menschenfrau. Das letzte Bild zeigt den Alien mit einem Lamm an der Leine.

Die Ausstellung von Ehrentraut & Gilges läuft bis 18. September, Öffnungszeiten: von 18 bis 20 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 20150/51 44 95 26.

Einen ganzen Abend mit Mami alias Jens Schwelm können die Besucher am 25. September in der Galerie an der Königstraße erleben. Das Solostück mit dem Titel "Mami dreht durch" beginnt um 20 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort