Grevenbroich: Verkauf unter Dach und Fach

Unterzeichnung: Teilverkauf des Rathauses an die Stadttochter SEG ist besiegelt.

Grevenbroich. Nach langen und intensiven Vorgesprächen, Prüfungen und Widerständen ist der Kaufvertrag zwischen der Stadt Grevenbroich und der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) jetzt in trockenen Tüchern: Nachdem der Landrat als Kommunalaufsicht dem geplanten Teilverkauf des neuen Rathauses an die SEG im August dieses Jahres zugestimmt hatte, haben die Verantwortlichen beim Notar nun ihre Unterschriften unter das Vertragswerk gesetzt.

Der Kaufpreis liegt bei 4,2 Millionen Euro. Die Verwaltung verspricht sich durch die Transaktion eine Entlastung des städtischen Haushalts. Mit dem Verkauf an das stadteigene Unternehmen können jetzt konkrete Renovierungsarbeiten im Rathaus beginnen: Die SEG investiert noch einmal 900000 Euro in die Modernisierung der Immobilie. Die Standards in den beiden Teilen des neuen Rathauses seien extrem unterschiedlich. Eine energetische Sanierung des etwa 4000 Quadratmeter großen Gebäudeteils, in dem Arge, Tiefbauamt und technische Bereiche untergebracht sind, steht an erster Stelle. Teppiche, Vorhänge und Sonnenschutzrollos müssen ebenfalls dringend erneuert werden.

"Eine unendliche Geschichte hat ihr Ende genommen", freut sich Bürgermeister Axel Prümm über den Verkauf.

Um Kapital für die Landesgartenschau aufzubringen, wurde 1995 die SEG gegründet. Mit dem Teilkauf des Rathauses konnte die neue Stadttochter damals einen Beleihungswert als Kreditsicherheit ansetzen. "Man hatte jedoch damals einen Mietzins vereinbart, der exorbitant hoch war und weit über dem Marktniveau lag", berichtet Prümm. "Das war wirtschaftlich unvernünftig und ging letztlich auf Kosten der Steuerzahler", erklärt der Verwaltungschef, der schon bei seinem Amtsantritt 2004 einen Verkauf anregte. Breite Unterstützung fand er in der Politik und beim Rat als Gesellschafterversammlung. Zwar habe man auch den Mietpreis an die heutigen Marktverhältnisse anpassen können, so Prümm, doch die Variante des Teilverkaufs habe ihn schnell überzeugt: "Es macht einfach keinen Sinn, dass das Rathaus zwei Eigentümer hat", resümiert er.

Prümm rechnet damit, dass die Stadt künftig 10 Prozentpunkte Zinsen im Jahr einspart. Das mache ein Volumen von 400000Euro aus. Künftig zahle die Stadt einfach weniger, der neue Mietvertrag mit der SEG werde derzeit ausgehandelt. Die Vereinbarung müsse sich auch für die SEG rechnen, es reiche nicht nur aus, zu investieren, so Prümm. Auch für Reparaturen ist fortan die SEG zuständig. Das sei steuerlich günstiger.

Als ärgerlich empfindet der Bürgermeister das Vorgehen der Kreisverwaltung: "Wir prüfen, ob wir durch die Verzögerungen einen Schaden haben und wie wir weiter vorgehen können." Es habe sich bei dem Wunsch, das Rathaus an die Stadttochter zu verkaufen, nicht um ein Genehmigungs-, sondern um ein Anzeigeverfahren gehandelt, sagt der Verwaltungschef.

Eigentlich sei es ein Routinevorgang, dass die Kommunalaufsicht bei einem derartigen Verfahren Informationen einhole, "doch der Kreis hat die Wirtschaftlichkeit über Jahre bezweifelt". Prümm: "Das Ganze hätte schon 2007 über die Bühne gehen können."

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