Grevenbroich: Rettung auf der Hoch-Baustelle

Sicherheitskonzept soll die Arbeiter am Kraftwerk vor den vielen besonderen Gefahren schützen.

Grevenbroich. Es ist nicht gerade wie beim Bau eines Einfamilienhauses, bei dem erst ein Trupp Betonbauer, dann zwei, drei Elektriker und schließlich ein paar Maler kommen. Auf dem BoA-Gelände, der größten Baustelle Europas, schaffen schon jetzt 1200 Arbeiter der unterschiedlichen Gewerke durcheinander, Mitte 2008 werden es rund 4000 sein. Allein das erschwert es schon, die Übersicht zu behalten. Dass zudem ihre Arbeitsplätze nicht zu den üblichen gehören, stellt auch die Leute von der Arbeitssicherheit vor besondere Herausforderungen.

Standardpläne des Arbeitsschutzes reichen nicht aus, allein Sicherheitsschuhe und Helme schützen nicht vor den Gefahren. Anders als auf üblichen Baustellen müssen Bauträger RWE, ausführende Firmen und die Berater der BG dafür sorgen, dass etwa die Arbeiter beim Bau der Treppentürme in 180 Metern Höhe nicht vom Blitz getroffen werden. Dass sie nach einem Unfall im Kraftwerk-Fundament, in diesem Labyrinth aus bis zu 7,5 Meter dicken Betonwänden und einem Wirrwarr aus Armiereisen, den Weg hinaus finden. Dass ein Notarzt auch einen Patienten erreicht, wenn dieser in schwindelnder Höhe am Kühlturm einen Herzinfarkt erlitten hat.

"Es gibt immer weniger gesetzliche Unfallverhütungsvorschriften", sagt Karl-Heinz Noetel, Leiter der Präventionsabteilung der Berufsgenossenschaft (BG) Bau. Nach Umsetzung von EU-Recht liege es mittlerweile hauptsächlich bei den Auftrag- und Arbeitgebern selbst, die Gefahren für das Personal einzuschätzen und zu beseitigen. Weil das auf der BoA-Baustelle nicht gerade einfach war, holte die ausführende und zum Strabag-Konzern gehörende Züblin AG unter anderem die Sicherheitsexperten der Bau-BG ins Boot. Gemeinsam entwickelte man Rettungscontainer, die etwa so groß sind wie Bauwagen. Sie können am Kran in die Höhe gezogen werden, stehen an mehreren Orten auf der Baustelle und bieten einem Verletzten sowie einer weiteren Person Platz. Zudem können Verletzte mit Rettungstragen abgeseilt werden.

Im Labyrinth der Fundamente weist eine Beschilderung den Weg zum Notausgang. Und damit niemand unter die Last der riesigen Kräne gerät, wurden deren Haken mit Kameras ausgestattet. Kranführer haben so direkt im Blick, was sich unter ihrer Ladung verbirgt.

An der Erarbeitung des Sicherheitskonzepts waren auch Experten der Uni Aachen beteiligt. Ihre Aufgabe war es, ein Blitzschutzkonzept für den Bau der Treppentürme zu entwickeln. Herausgekommen sind dabei Blitzschutzzonen, in die sich die Arbeiter bei aufkommenden Gewittern zurückziehen können. Zusätzlich sichern Blitzableiter die Türme ab.

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