Grevenbroich: Prozess um Torwarttraining

Der Vater eines Siebenjährigen will ein Sondertraining einklagen. Die Fronten zwischen Verein und Eltern sind verhärtet.

Grevenbroich. So einen Andrang erleben die Richter am Grevenbroicher Amtsgericht an der Lindenstraße selten. Bis auf den letzten Platz war am Freitagmorgen der kleine Sitzungssaal belegt. Kein Wunder: Verhandelt wurde ein wohl einzigartiger Fall in der deutschen Justizgeschichte, der bis über die regionalen Grenzen für Aufsehen sorgte.

Es geht um Fußball. Um Kinderfußball. Klingt nach Kleinkram? Nicht in den Ohren von Vater Claus O. Der will nämlich vor dem Kadi ein Torwarttraining für seinen sieben Jahre alten Sohn erstreiten. Deshalb verklagt er den Verein SC Kapellen.

Angefangen hat das Drama im Sommer. Da sollte Claus O., der auch die Webseite des Vereins betreut, eine Leistungsstatistik von der Altersgruppe F-Jugend seines Sohnes online stellen. Ein Trainer hatte die Liste aufgestellt. Der Vater: "Ganz unüblich für die Kleinen wurde damit Leistungsdruck aufgebaut. Statt einem freien, erlebnisorientierten Spiel stand auf einmal Zweikampf-Verhalten im Mittelpunkt."

Es kam zu gegenseitigen Anschuldigungen, der Junge wurde aus dem Verein ausgeschlossen. Zwar erlaubt ihm jetzt eine einstweilige Verfügung wieder das normale Training. Seit August ist er dort allerdings nicht mehr hingegangen. Weil es so leistungsorientiert sei, mache es ihm keinen Spaß mehr, erläuterte der Vater.

Und das separate Torwarttraining? Das hat der SC Kapellen für die Altersklasse des Jungen abgeschafft. Vereinsvorstand Josef Breuer: "Wir sind davon abgekommen, weil der DFB es erst ab der D-Jugend empfiehlt." Also bei den 11- bis 13-Jährigen angefangen.

Die Fronten sind verhärtet. Fast wie ein frommer Wunsch wirkte da die Aufforderung der Richterin an die Parteien, Ideen zur gütlichen Einigung zu äußern. Denn die konkreten Vorstellungen gingen weit auseinander. Vorschlag der Eltern: Ihr Sohn kann bis zum Saisonende im Sommer 2010 am Torwarttraining teilnehmen. Danach tritt er aus dem Verein aus. "Der Junge ist traurig, weil er nach zweieinhalb Jahren plötzlich nicht mehr mit seinen Schulfreunden Fußball spielen darf."

Josef Breuer winkte ab. Dann müsste ja nur für den Jungen ein Torwarttrainer besorgt werden. Dabei könne er doch beim normalen Training seine Freunde treffen. Breuer beruft sich auf feste Regeln, die unabdingbar für den 350 Mitglieder starken Verein seien: "Man kann sich nicht von Eltern vorschreiben lassen, wie das Training vonstatten geht. Sollte das Gericht im Sinne des Klägers entscheiden, wollen alle Eltern ihre Sonderwünsche durchboxen, und wir stehen nur noch vor Gericht."

Das Urteil wird am kommenden Dienstag verkündet.

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