Grevenbroich: Protest gegen das Ärztehaus

Streit: Nach dem Spatenstich protestieren 17 niedergelassene Ärzte. Sie wollen nicht, dass in das Fachärztehaus Allgemeinmediziner einziehen.

Grevenbroich. Der Rhein-Kreis Neuss investiert 16,5 Millionen Euro in ein neues Ärztehaus, das direkt neben dem St. Elisabeth Krankenhaus entsteht. Bis Ende 2010 soll das Gebäude stehen, in dem dann 25 Ärzte mit ihrer Praxis einziehen. Neun Praxen und Praxengemeinschaften haben bereits langfristige Mietverträge unterschreiben. Das seien "alles Fachärzte", sagte Kreisdirektor Hans-Jürgen Petrauschke (CDU) beim jetzt erfolgten Spatenstich.

Doch genau das wweifeln 17niedergelassene Ärzte aus Grevenbroich und dem südlichen Rhein-Kreis an. Für sie steht fest, dass in das Ärztehaus auch drei Allgemeinmediziner einziehen. Dagegen haben sie am Dienstag öffentlich Protest eingelegt und dem Kreis sowie dem Verwaltungsvorstand des Krankenhauses Wortbruch vorgeworfen.

"Wir haben die ganz klare Zusage bekommen, dass in das neue Ärztehaus nur Fachärzte dürfen und keine Allgemeinmediziner. Doch in der so genannten Diabetespraxis werden drei Kollegen tätig sein, die ihre Haupteinnahmen aus ihrer Tätigkeit als Hausärzte beziehen werden", sagt Dr. Peter Cremerius, Sprecher der 17 Ärzte.

Die niedergelassenen, das heißt selbstständigen Ärzte, befürchten dadurch Wettbewerbsverzerrungen. "Junge, mobile Patienten werden uns dadurch genommen. Außerdem gefährdet das die Versorgungssituation mit Ärzten in ländlicheren Gebieten", sagt Cremerius. Inzwischen haben die Ärzte bei Krankenhaus-Verwaltungsdirektor Hubert Retzsch Einspruch eingelegt. Der hat inzwischen reagiert, indem er sagte, dass in das Krankenhaus auf "Diabetes spezialisierte Fachleute" einziehen werden.

Für Dr. Cremerius habe Retzsch mit dieser Aussage eingestanden, dass er "Hausärzte in das Ärztezentrum gelassen" habe. "Der rudert damit doch schon zurück. Was ist das denn für eine Formulierung: spezialisierte Fachleute?" Seiner Meinung nach sei mit diesem Verhalten des Kreises das "Vertrauen zwischen niedergelassenen Ärzten und dem Kreiskrankenhaus erheblich gestört". Cremerius spricht sogar von einem "offenen Affront gegen die Hausärzte".

Der Ärztesprecher bedauert, dass er mit seiner Kritik in die Öffentlichkeit gehen muss. "Aber auf interne Hinweise an den Verwaltungsdirektor gab es keine Lösungsversuche", sagt Dr. Peter Cremerius.

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