Grevenbroich: Hospizbewegung braucht mehr Ehrenamtler

Das jüngste Angebot von „Jona“ ist der Gesprächskreis für trauernde Eltern.

Grevenbroich. Wenn ein Kind stirbt, bricht für die Eltern eine Welt zusammen. Hinzu kommen nicht selten Selbstvorwürfe: Warum konnten wir unser Kind nicht vor der tödlichen Krankheit bewahren, den Schritt zur Selbsttötung verhindern?

Für solche quälenden Fragen hat die Jona Hospizbewegung in der Region Grevenbroich Anfang des Jahres einen Gesprächskreis für trauernde Eltern eingerichtet. Die Gruppe steht allen Betroffenen offen, jeden ersten Mittwoch im Monat treffen sie sich in den Vereinsräumen am Ostwall.

Der Gesprächskreis ist das jüngste Angebot der 2001 gegründeten Bewegung. Derzeit hat Jona 70 Mitglieder. Es sind sozial interessierte Menschen, die eine Auseinandersetzung mit Sterben und Tod nicht scheuen, sagt Marion Berthold, eine von zwei hauptamtlichen Koordinatorinnen. Viele sind über die eigene Trauer zum Verein gestoßen, haben Beratung in Anspruch genommen und wollen das Angebot anderen zugänglich machen.

Kernstück der Arbeit ist die Einzelbetreuung von Sterbenden und Hinterbliebenen, die in den Händen von 33 ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern liegt. Weitere Ehrenamtler werden gesucht, ein 110-stündiger Ausbildungskurs beginnt Anfang nächsten Jahres. Besonders freut sich das Jona-Team über männliche Verstärkung.

2008 haben die Betreuer 23 Sterbende in ihren letzten Wochen und Monaten begleitet, zuhause, im Krankenhaus oder in Senioreneinrichtungen. Hinzu kamen 47 Trauerbegleitungen. Die Aktiven erwarten, dass mit dem demografischen Wandel und der Ausweitung von Palliativ-Netzwerken die Nachfrage nach Sterbebegleitung deutlich zunimmt. Palliativmaßnahmen dienen dazu, die Lebensqualität von unheilbar Schwerstkranken zu sichern, etwa durch Schmerzmittel, Pflege und psychosoziale Betreuung.

Derzeit arbeitet Jona mit den Pflegediensten von Caritas und Diakonie zusammen. Da jedoch für jeden kooperierenden Pflegedienst 15 Sterbebegleiter zur Verfügung stehen müssen, braucht der Verein mehr Ehrenamtliche, um sein Angebot auszuweiten.

Und er braucht Geld. Nur 30 Prozent des 100 000-Euro-Budgets übernehmen die Krankenkassen und der Kreis - letzterer auf freiwilliger Basis. Dennoch sollen die Angebote kostenlos bleiben. Deshalb sucht Jona händeringend nach Sponsoren und neuen Finanzierungsquellen.

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