Grevenbroich: Ein Jahr nach dem BoA-Unglück

RWE: Die Ermittlungen stehen kurz vor Abschluss: Die Gutachten von Sachverständigen zur Unfallursache liegen der Staatsanwaltschaft vor.

Grevenbroich. Den 25.Oktober 2007 werden zahlreiche Menschen nie vergessen. An jenem Donnerstag geschah auf der BoA-Baustelle des RWE-Kraftwerks in Neurath einer der schwersten Unfälle in der jüngsten Geschichte der Bauindustrie: Ein tonnenschweres Teilstück eines Großkessels stürzt am späten Nachmittag aus ungeklärten Gründen in die Tiefe und reißt drei Monteure in den Tod, fünf weitere Arbeiter werden schwer verletzt. Den RWE-Mitarbeitern und Rettungskräften bietet sich ein schrecklicher Anblick. Es dauert zwei Tage, ehe die Opfer geborgen werden können.

Morgen ist das Unglück auf Europas größter Kraftwerksbaustelle (etwa 50 Fußballfelder groß) genau ein Jahr her. Wie konnte das passieren? Warum stürzten die Gerüstteile ein, als ein Kran die tonnenschweren Stahlträger auf die Konstruktion für den Großkessel setzte?

Der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach liegen die Gutachten zur Unfallursache mittlerweile vor, die Ermittlungen laufen weiter. Ein Konstruktionsfehler an einem Montagegerät sei für den Absturz der drei Arbeiter verantwortlich gewesen, ist aus Insiderkreisen zu hören. Der zuständige Staatsanwalt Lothar Schroeter wollte sich gestern allerdings zum Inhalt des Gutachtens nicht äußern. "Wir müssen jetzt prüfen, ob wir das Verfahren wegen eines tragischen Unglücksfalls einstellen oder Anklage wegen fahrlässiger Tötung erheben", sagt Schroeter. Wann die ersten Ergebnisse der Ermittlungen vorliegen, ist noch unklar.

Am Unglücksort ist inzwischen wieder der Alltag eingekehrt. Die Arbeiten auf der BoA-Baustelle gehen voran. Der zweite Block soll nun zeitverzögert 2010 starten. "Natürlich erinnern wir uns noch oft an den schlimmen Unfall. Das wird auch am ersten Jahrestag nicht anders sein. Trotzdem muss es weitergehen", sagt RWE-Sprecher Manfred Lang.

Das Unglück im Oktober vergangenen Jahres ist nicht der einzige Unfall auf der Riesenbaustelle, der tödliche Folgen hatte. Bereits im September 2007 verunglückte ein Mann dort, Anfang dieses Jahres ebenfalls. Lang betont jedoch, dass die Sicherheitsmaßnahmen bei RWE "oberste Priorität" hätten. Allein in den vergangenen Monaten seien mehr als 100 Arbeiter von der Baustelle verwiesen worden, weil sie Sicherheitsvorschriften nicht beachtet hätten. Ständig gebe es Prüfungen der Baubereiche, die Mitarbeiter würden wiederholt geschult werden. Deshalb seien die Sicherheitsvorkehrungen seit dem Unglück auch nicht zusätzlich verschärft worden.

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