Grevenbroich: Ausstellung - Was von uns übrig bleibt, wenn wir gehen

Kunst Annu Koistinen zeigt in der Galerie von Judith Dielämmer ein „Reisetagebuch, in dem jeder Tag andere Eindrücke bringt“.

Grevenbroich. Ein Spaziergang mit Annu Koistinen ist ein besonderes Erlebnis. Denn wo andere nur Abfall sehen, entdeckt die Künstlerin Material für ihre Arbeiten. Einen toten Schmetterling integriert sie collagenhaft in ein Bild und ein zerfetztes Stück Gummi, wird von ihr zur "Fledermaus" erklärt.

Annu Koistinen zeigt jetzt in der Galerie Judith Dielämmer Malerei, Collagen und Reliefs. 1947 im finnischen Varkaus geboren, studierte sie an der Düsseldorfer Kunstakademie und war danach Kunstlehrerin am Dormagener Leibniz-Gymnasium. Die Mutter von drei Kindern lebt und arbeitet in Rommerskirchen.

Bei der Produzentengalerie Judith Dielämmer engagiert sie sich seit Gründung im Jahr 2001. Schon mehrfach waren Koistinens Arbeiten in dem Elsener Galerieraum zu sehen, ferner stellte sie im Düsseldorfer Kunstmuseum und im Frauenmuseum Bonn aus.

Mit der aktuellen Ausstellung knüpft Annu Koistinen an frühere Arbeiten an, ohne jedoch in Serienproduktion zu verfallen. Jedes der meist kleinformatigen Bilder ist eigenständig. Zusammen ergeben sie eine Art "Reisetagebuch, in dem jeder Tag andere Eindrücke bringt", so Dietmar Ungelenk in seiner Einführung.

Bei ihren "Haar-Bildern" beispielsweise mögen sich treue Dielämmer-Besucher an frühere Arbeiten erinnern, für die sie ebenfalls Menschenhaar verwendet hat. Einzelne Haare, wie auf weißem Untergrund verteilt, erinnern an abstrakte Federzeichnungen. Gleichzeitig denkt man unwillkürlich an den Menschen, von dem die Haare stammen. "Mich interessiert dabei: Was bleibt von uns übrig, wenn wir gehen", sagt Annu Koistinen dazu.

Ganz ohne künstlerische Bearbeitung sind die wurmstichigen Balken aus ihrem Haus in Finnland. Vor vielen Jahren mühsam von Hand geschnitzt, wurden sie bei einer Renovierung überflüssig. Heute hat das Haus ein Blechdach, doch die Künstlerin hat die alten Holzteile vor der Vernichtung gerettet.

Eine Schindel, versehen mit einem roten Faden, erinnert an die elementare Bedeutung, die das Haus für Generationen von Bewohnern hatte. So gesehen, arbeitet Koistinen geradezu "literarisch", erzählt mit jedem Bild eine eigene Geschichte. Die braucht der Betrachter allerdings gar nicht zu kennen, erklärt Dietmar Ungelenk: "Wenn sich jemand davor stellt und sich dazu eigene Gedanken macht, dann hat das Objekt eine Wirkung."

Die Ausstellung ist bis zum 27. November in der Galerie Judith Dielämmer an der Königstraße 21 zu sehen. Öffnungszeiten: freitags von 18 bis 20 Uhr, samstags von 15 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 0152/03 99 67 10.

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