Gänsehaut-Momente im Globe

Belgierin Caroll Vanwelden bezaubert zum Abschluss des Festivals mit Jazz-Songs.

Neuss. Zum Abschluss des 23. Shakespeare-Festivals begeisterte Sängerin Caroll Vanwelden mit ihrer Band das Publikum zu „Shakespeare in Jazz“ im Globe. Selbst ein Genie wie William Shakespeare hätte vor mehr als 400 Jahren — als sein Gedichtband mit 154 Sonetten entstand — wohl nicht im Traum daran gedacht, dass seine lyrischen Werke einmal die textliche Grundlage für moderne Jazz-Songs bilden würden.

Seine 38 Dramen sind beliebte Bühnenstoffe, doch die Sonette Shakespeares galten bis in die Neuzeit für die Musikwelt als kaum vermittelbar. Die Belgierin Caroll Vanwelden machte vor einem Jahr den mutigen Schritt und kleidete ausgewählte Sonette des Poeten aus Stratford-upon-Avon dank ausgefeilter Arrangements in ein noch nie gehörtes jazzig-akustisches Gewand.

Im Globe präsentierte die 42-jährige Sängerin und Pianistin am Samstagabend knapp zwei Stunden lang diese Sonette zum Abschluss des 23. Shakespeare-Festivals zusammen mit ihrer vierköpfigen Band. Dabei begeisterte sie das Publikum unter dem Motto „Shakespeare in Jazz“ mit abwechslungsreichen, höchst unterhaltsamen Interpretationen und verzauberte mit einem atemberaubenden „Klang der Wörter“.

Getragen von der ausdrucksstarken Stimme Vanweldens bewiesen die Musiker auf der Globe-Bühne zwischen lässiger Eleganz und packender Intensität ein feines Gespür für Phrasierung und Rhythmus. Die vertonte Poesie gewinnt vor allem durch den charismatischen Vortrag der Musiker an Transparenz und Qualität.

Die in den Texten beschriebenen Seelenzustände — mal die Liebe, mal auch Schlafprobleme als Thema — werden in schwungvollen Kompositionen dargeboten, die zwischen Wärme und Tiefgang Stimmungswechsel und Spannung erzeugen.

Für kurze Gänsehautmomente sorgen dabei vor allem Caroll Vanwelden und Bassist Mini Schulz, als sie als Duo die Sonett-Kompositionen zu einem intimen Dialog aus Gesang und zarter, pointierter Instrumentierung vertonen.

Und so endete das diesjährige Shakespeare-Festival wie es einen Monat zuvor beim Auftritt der Schauspielerin Senta Berger begonnen hatte: mit einer außergewöhnlichen, vielseitigen Interpretin von Sonetten des britischen Literatur-Großmeisters.

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